On Tour

Westeuropa Rundreise mit einem VW T4 Multivan

Nachdem ich unseren 1996er Multivan Classic TDi mit Klima, Standheizung und Navi und Projektzwo-Umbau gegen den Willen meiner Frau verkauft hatte, weil das Angebot einfach zu verlockend war und weil ich nicht dachte, dass wir so schnell wieder einen Multivan brauchen würden, musste ich dann wenige Monate später einsehen, dass dem nicht so war. Eigentlich wollten wir ja über Ostern wieder in die Türkei fliegen, 200 km von der syrischen Grenze zu Bekannten von mir. Aber „dank“ des Irak-Krieges und der Absicht der USA, über den Flughafen Adana in der Türkei in den Norden des Irak einzumarschieren (hat die türkische Regierung dann späterhin abgelehnt), war der Zivilflughafen gesperrt und mir die Region dann doch etwas unsicher geworden.

Also stand an, mal etwas anderes auszuprobieren. Nicht schon wieder Spanien, Costa Blanca und Italien sollte es auch nicht sein. Ich habe dann eine kleine Tour geplant über Paris, Bordeaux, Biarritz an der Atlantikküste, dann über Burgos nach Madrid, von dort dann Richtung Sevilla und an die Algarve. Zurück sollte es dann an der spanischen Mittelmeerküste entlang über Frankreich nach Deutschland gehen, also eine richtig schöne Rundtour. Nur leider hatte ich das passende Auto verkauft. Da lief mir ein 1995er Multivan mit kurzem Vorderwagen über den Weg, 1.9 TD 68 PS Motor (nach der Tour dann Umbau auf 90 PS Abt), aber ohne die Features des Vorgängers, dafür nur ein Drittel des Preises. Oh Mann, hätte ich das geahnt! Das Fahrzeug wurde erst 1 Tag vor der Abfahrt fertig, großartige Testtouren waren also nicht mehr möglich. Das Fahrwerk war 60 mm tiefer gelegt und knochenhart. Die Kids sind bei Bodenwellen gesprungen wie die Tischtennisbälle. Musste ich mir genau so eine Fahrweise angewöhnen wie die tiefer gelegten Golf II, die jeden Kanaldeckel umrunden müssen. Und dann die Geräuschentwicklung! Doppelt so laut wie bei dem 1996er und deutlich langsamer war er auch. Da konnte ich mir was anhören. Als wir dann das erste Mal vor Paris einen längeren Halt einlegten, ich wollte mich ein bischen aufs Ohr legen, kam die nächste Überraschung-Schneefall! Und das mit Sommerreifen und ohne Standheizung. Hat ja nun wirklich kein Mensch mit rechnen können. Da kam die nächste Ansage! Also war nichts mit schlafen, weiter ging es nächtens durch Paris Richtung Bordeaux.

Von dort an die Atlantikküste in Biarritz. Wollte ich immer schon mal sehen, den vermeintlichen super Nobelbadeort. Na ja, nicht unhübsch, im Sommer bestimmt viel los, aber deswegen jetzt in Begeisterungsstürme ausbrechen? Ne. Da habe ich weiß Gott schon wirklich viele Orte gesehen, wo ich lieber meinen Urlaub verbringe, ob Ahlbeck auf Usedom, Cassis in Südfrankreich oder Alfaz del Pi in Spanien an der Costa Blanca. Von den ganzen italienischen Küstenstädten ganz zu schweigen. Doch, mondän – wie man so schön sagt – ist es dort schon, aber eben nicht unbedingt meins. Und Baden im Sommer? Bestimmt ganz prickelnd, nur nicht mit kleinen Kindern. Dazu ist das Meer viel zu rau dort und die Felsen sind auch nicht ungefährlich.

Die Fahrt durch Spanien war anstrengend aber toll, Zwischenübernachtung in Burgos, Madrid einmal durchquert und „angefüttert“ worden, da fahre oder fliege ich ganz sicher noch mal hin (war ich dann später auch mal für eine knappe Woche)! Dann Ankunft in Sevilla, eine traumhafte Stadt, einen Tag vor der großen Osterprozession. Ja, hatte ich nicht daran gedacht. Alle Hotelzimmer ausgebucht, mit Müh und Not dann noch 2 wirkliche Butzen bekommen, weil die so klein waren, dass man gerade mit 2 Personen eng darin schlafen konnte und räumen mussten wir die Zimmer auch schon früh, weil wir ansonsten wegen der Prozession nicht mehr aus Sevilla raus gekommen wären und die Zimmer danach auch wieder vermietet waren. Preise? Jenseits von Gut und Böse! Sevilla: Immer eine Reise wert, nicht nur einen Stop.

Also ging es weiter Richtung Algarve. Traumhafte Strecken, traumhafte Strände. Und dann landeten wir erst einmal bei unserem vorgebuchten Ferienhaus bei Albufeira. Wir waren ja von Spanien her ziemlich verwöhnt. Dort allerdings war der Komfort doch deutlich sparsamer, um nicht armselig zu sagen, so ungefähr 1 ½ Sterne, 1 Stern dafür, dass das Haus ein Dach hatte und einen halben, weil das Dach fast dicht war, dazu aber später. Jedenfalls war alles klamm und kalt und Heizung war auch nur 1 Kaminofen. Ist nicht die richtige Jahreszeit für ein Ferienhaus dort, erst ab Frühsommer. Jedenfalls ging es erst mal zum Strand, Wasser war erwartungsgemäß sehr kalt, ist halt so und am Strand war es absolut traumhaft, wenn auch deutlich windig. Unseren ersten Strandbesuch mussten wir nach 30 Sekunden wegen plötzlich einsetzenden Starkregens wieder abbrechen, aber dann ging es.

Wunderbare Ausflüge in die in der Nähe liegenden Städte wie Portimao, Lagos und Faro lassen einen das Frühjahr genießen, aber nicht unbedingt die kalte Jahreszeit in Deutschland vergessen. Denn nächstens wird es dort um diese Jahreszeit noch empfindlich kalt und immer wieder regnerisch. Man merkt deutlich, dass man jenseits von Gibraltar ist und eben nicht mehr am Mittelmeer. Besonderes Highlight zu dieser Jahreszeit sind allerdings die Heerscharen von Störchen. Soviele Storchennester auf einmal, quasi auf jedem Kirchturm und auf allen höheren Bäumen waren Nisthilfen angebracht, haben wir danach nirgends wieder gesehen. Sehr beeindruckend, vor allem für die Kinder. Die haben an einem Nachmittag mehr als 200 Störche gesehen, nachdem sie ein Storchenzählspiel erfunden hatten. Manchmal sollte eine fette Amsel dann auch als Storch herhalten, wurde aber von den elterlichen Schiedsrichtern unterbunden.

Leider verschlechterte sich das Wetter zusehends, sodass wir beschlossen, ein paar Tage früher als geplant abzureisen und auf der Rückfahrt noch mal an der Costa Blanca zu pausieren. Ins Haus regnete es herein, 6-8 Schüsseln verhinderten größere Überschwemmungen. Wir bekamen richtig Sorge, dass sich die Kinder ne Lungenentzündung holen. Irgendwie war die Unterbringung echt nicht so prickelnd, obwohl ich nicht gespart hatte. Na ja, steckt man nicht vorher drin, die hatten top Bilder im Internet. Also mit einer Harakiri-Aktion schnell die Klamotten gepackt, ausgecheckt, Video für die Kids eingeworfen und quer durch die iberische Halbinsel nachts Richtung Costa Blanca. Ankunft in Alfaz del Pi, Frühstück am Strand mit frischen Backwaren. Die Kids hatten die ganze Nacht gepennt und die Tour überhaupt nicht mitbekommen. Dann ein Hotel gesucht, in Benidorm ist das ganz easy und um diese Jahreszeit sind auch nicht so viele Engländer da, ab an den Strand und alle waren glücklich. Insbesondere kein Regen und jeder ein warmes, trockenes Bett. Rückfahrt dann über Frankreich an der Südküste entlang mit Zwischenstop zwischen Beziers und Sete und zurück Richtung Heimat. Von der Strecke her mit kleinen Kindern würde ich das so nicht noch mal machen, jedenfalls nicht in 2 Wochen, sondern mind. 1 Woche mehr. Dann wäre auch mehr Zeit gewesen, unterwegs noch das eine oder andere Highlight zu besichtigen, kürzere Etappen vor allen Dingen. Aber aus Fehlern lernt man ja bekanntlich.

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