On Tour

2013 – Sardinien im Frühjahr mit Mietwagen

Wieder einmal hat es uns nach Sardinien geführt, nachdem wir ja im Sommer 2011 bereits einmal dort waren – siehe hierzu den damaligen Reisebericht. Wir waren uns sicher, dass es uns wieder auf diese wunderschöne Insel führen wird. So lag es nahe, die überfällige Auszeit – diesmal ohne die Kids – dort zu verbringen, auch wenn es nur 8 Tage waren. Aber die hatten es in sich, das kann ich schon einmal voraus schicken! Unser Ziel war wieder Alghero im Nordwesten der Insel.

Ebenso starteten wir erneut vom Flughafen Hahn, ich weigere mich weiterhin beharrlich, diesen „Frankfurt“ zu nennen, auch wenn Ryan Air nach einem Gerichtsurteil das tatsächlich darf. Verarsc.. im Quadrat. Aber wir wussten ja, worauf wir uns einließen. 128€ für 2 Personen hin und zurück (incl. 50 € für 1 20kg-Koffer), das ist in Ordnung. Da nimmt man einiges in Kauf, auch wenn sich das Öko-Gewissen vernehmlich rührt. Und an einigen Terminen geht es noch billiger, verrückt. Rechnet man den Koffer heraus, mehr als die Hälfte fliegen nur mit Handgepäck a 10kg pro Person, kommt man mit 39€ pro Person aus. Ok, Fahrtkosten zum Flughafen und zurück, Parkgebühren während der Zeit und Transfer vom Flughafen zum Hotel kommen auch noch dazu, aber alles wirklich überschaubar. Und die Hotelkosten in der Nebensaison sind auch verkraftbar, außerdem ist das Thema bed & breakfast in Sardinien sehr verbreitet, einfach mal in den einschlägigen Portalen suchen.

Positiv waren auch die sehr humanen Flugzeiten, also sowohl die jeweiligen Startzeiten der Flüge im Nachmittagsbereich und auch die Flugdauer selbst mit unter 2 Stunden. Da kommt man dann relativ entspannt an und genießt noch den Abend des Ankunftstages.

„Alghero selbst ordne ich nach wirklich zahlreichen Erfahrungen im Mittelmeer-Raum als Geheimtipp ein, die Altstadt ist einfach toll, an drei Seiten mittels Stadtmauer umschlossen und super gelegen.“ Das war ein Zitat aus meinem Reisebericht Sardinien 2011 und das gilt immer noch! Auf dem letzten Bild sieht man unser Hotel „City Hotel Alghero“ – uneingeschränkte Empfehlung, nachdem im letzten Jahr die Betreiber gewechselt haben. Preis ok, Frühstück top (von denen kalkuliert mit 5€ pro Person), Service außerordentlich freundlich und gut!5 Minuten Lauflage zum Hafen / zur Altstadt, besser geht es kaum.

„Natürlich bekamen wir dann ein wenig Hummeln in den Hintern und wollten auch etwas von der Umgebung sehen. Die Umgebung erstreckte sich schließlich auf die gesamte Insel. Mietwagen vor Ort zu bekommen, erwies sich als nachgerade unmöglich in der Hochsaison, egal welches Modell, egal zu welchem Preis, es waren schlichtweg keine verfügbar, auf Wochen ausgebucht, Preise für das billigste jenseits der 80€ pro Tag!! Ich bin ja schon einiges gewohnt, aber das hat mir dann doch die Kinnlade herunter fallen lassen. Bei dem 6. oder 7. Rent a Car haben wir dann doch für 1 Tag einen Punto für 86€ bekommen und dann nach Fahrzeugwechsel am Folgetag einen Panda für weitere 3 Tage a jeweils 65€. Dann war Schicht im Schacht und das auch nur, weil ein Kunde kurzfristig abgesprungen war. Tipp: Definitiv vorher von zuhause aus buchen, ggf. auch eine der großen Mietwagenfirmen am Flughafen. Das macht durchaus Sinn.“

Wieder einmal ein Zitat aus meinem Reisebericht 2011. Nein, ich bin meinem eigenen Tipp nicht gefolgt und habe nicht von zuhause aus den Mietwagen gebucht, auch nicht am Flughafen. In Alghero befinden sich am Flughafen 8 (!) Mietwagen-Schalter nebeneinander, alle großen Mietwagenfirmen sind vertreten, auch 2 oder 3 regionale Unternehmen. Bei wem es schon vorher feststeht, dass er sich einen Mietwagen nehmen will, für den gilt mein Tipp nach wie vor. Bei uns war es aber nicht ganz so klar. Ich dachte, 2 oder 3 Tage würden reichen – aber auch hier wieder kamen die Hummeln. Die erste Fahrt führte uns die Küstenstraße nach Bosa und zurück durch das Hinterland wieder nach Alghero. Die Altstadt von Bosa selbst liegt total malerisch unter einem Burgberg, Bosa hat auch einen hübschen Strand und eine eigene Marina.

Nachtrag: In der Nebensaison habe ich 50€ pro Tag für einen Nissan Micra bezahlt incl. aller Versicherungen (CDW etc.) unter Ausschluss aller in Betracht kommender Selbstbeteiligungen, ohne dieses full package hätte es 40€ pro Tag gekostet, aber an der Differenz lasse ich es nicht scheitern. Die Sarden fahren ohnehin ziemlich unorthodox, noch schneller und hirnloser als die Italiener und permanent max 1m Abstand, selbst wenn sie niemals überholen könnten. Das nervt manchmal schon, wenn man bei erlaubten 50 km/h schon 90 km/h fährt und einem dann noch einer praktisch am Hintern klebt. Ich habe denen dann hinterher geflucht „Alonso ottavo „.

Unser nächster Trip führte uns nahezu die gesamte Nordküste entlang über Castelsardo und den Roccia dell´elefante auf wunderbar zu fahrenden Straßen mit Atem beraubenden Ausblicken an die Costa Paradiso, die den Namen wirklich verdient. Besonders auffallend empfanden wir die regelrecht üppige Vegetation, Blumen und Kräuter uberwucherten die Straßenränder und hießen einen millionenfach willkommen mit ihren Blüten. Es war ein perfektes Schauspiel der Natur, nur einige wenige Bilder habe ich hier eingestellt, ich habe selten in so kurzer Zeit so viele Bilder gemacht wie in dem Urlaub.

An die Costa Paradiso kommt man nur an wenigen Stellen mit dem Auto heran, da es sich um eine ziemlich zerklüftete Küste handelt. Einige Stellen sind durch sehr schön angelegte Feriensiedlungen bebaut, die sich perfekt in die Landschaft fügen, in der Nebensaison aber kaum bewohnt waren. Wir haben das später an der Costa Smeralda ebenso erlebt. Auf diese Weise hat man Gelegenheit, in Ruhe und ohne irgend welche Menschenmassen einmal die Natur ganz allein für sich zu genießen. Und es gab ne Menge Natur.

Von dort aus ging es weiter bis an die Nordost-Spitze der Insel nach S. Teresa di Gallura, ein interessantes Hafenstädtchen, von dem aus viele Schiffe nach Korsika verkehren. Nein, wir sind nicht auch noch übergesetzt, obwohl meine Frau das durchaus in Erwägung gezogen hat.

Das Ziel unserer heutigen Tour war die berühmte Felsformation des Bären von Palau. 2€ Parkplatzgebühr und pro Person nochmals 2€ Eintritt. Auch wenn man den Steinbären nur von schräg hinten fotografieren kann, alle anderen bilder im Netz, auf denen teilweise die Menschen auf dem Bären herum klettern oder dieser von der anderen Seite fotografiert ist, sind heute nicht mehr machbar und dies aus gutem Grund. Der Fels ist immerhin 10 m hoch und es ist saugefährlich, da herum zu laufen. Der Fels ist eher enttäuschend, man wird aber durch einen grandiosen Ausblick mehr als entschädigt! Die Rücktour führte uns dann über die komplette Nordhälfte der Insel zurück nach Alghero, aber das sollte nicht das einzige Mal bleiben, dass wir die Insel durchquert haben. Am Abend konnten wir noch ein Picknick an unserem Lieblingsstrand genießen. Ein paar Unentwegte meinten sogar, in dem kalten Meer baden zu müssen. Aus dem hormongesteuerten Heldenstadium bin ich doch schon eine Weile heraus. Der nächste Morgen begann wieder mit einer Inseldurchquerung. Erstes Etappenziel war die mitten in der Pampa liegende Basilica della Santissima, schon beeindruckend. Nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Kirche in Florenz.

Unsere Fahrt ging weiter bis zur Costa Smeralda auf der anderen Seite der Insel über Olbia nach Golfo Aranci. Pro Inseldurchquerung muss man etwa 2 Stunden rechnen und es ist jedes Mal ein Erlebnis, immer wieder neue Straßen, neue Eindrücke und niemals langweilig. Und es ist keineswegs so, dass Sardinien flach ist und man durch ewig gleich aussehende Landschaften fährt. Nicht ohne Grund wird Sardinien auch als Mini-Kontinent im Mittelmeer bezeichnet, eine Insel mit ganz eigenem Charakter, unverwechselbar und toll! Ein perfektes Fischmenue zum Mittag, vino bianco, Espresso => perfetto!

Porto Rotondo ist ein typisches Städtchen an der Costa Smeralda aus der Retorte. Ein gelbes Oberteil mit ein wenig mehr als nichts an Stoff für 399€ für die Schönen und Reichen dieser Welt, ich habe eher Runzlige gesehen. Wer zum Teufel ist Flavio Briatore oder eines seiner Models, dass ich mich daraufhin veranlasst sähe, in solch eine Region zu fahren oder in einen der Schuppen zu gehen, wo sich die Promis angeblich aufhalten? Und Herr oder Frau König, Prinz oder sonst ein Tralala waren auch schon da, das kann man dann stolz zuhause erzählen. Ehrlich? Porto Rotondo ist gestalterisch gelungen, architektonisch wirklich gut gemacht, aber zumindest in der Nebensaison ohne jegliches Leben, nichts natürliches oder irgendwie gewachsenes. Das brauche ich in keiner Saison – erst Recht nicht im Sommer, wo mir dann Marie-Luise Geißen-Heddergott aus Castrop-Rauxel begegnet, die zuhause auf der 2km Wegstrecke zum Kampfyoga natürlich einen Q7 der Trendfarbe weiß bewegen muss.

Cala di Volpe ist ja die sog. Keimzelle der Costa Smeralda. Was steht alles in den Reiseführern über die bezaubernde Landschaft, die es in den 60ern des vergangenen Jahrhunderts Prinz Aga Khan angetan hatte und der berühmte Architekten beauftragt hat, einen eigenen Stil für die Bebauung zu entwickeln, der mit der Landschaft im Einklang lebt. Ok, gelungen. Kein Vergleich zu den weiß gestrichenen Bettenburgen an Spaniens Sonnenküsten. Aber sonst? Alles ist teurer als anderswo und keineswegs besser. Ich brauche da nicht nochmals hin. Da gibt es ganz andere Orte auf Sardinien, die zig mal mehr Charakter haben, die Wohlfühlatmospäre ausstrahlen, in denen die menschen freundlich sind und wo man einfach auch mal die Zeit vergessen kann. Trotzdem war der Strand klasse.

Porto Cervo gehörte dann noch zum abschließenden Pflichtprogramm (war ja quasi um die Ecke), es hätte ja sein können, dass wir den hinreißendsten aller Orte aus Vorurteilen heraus links (oder besser rechts) liegen gelassen hätten – war aber nicht. Hübsch – das wars.

Sexistische Werbung ist ja nichts für mich => siehe Galerie. Ich weiß nicht mal, für welches Produkt die Dame den Hintern hinhalten musste, aber der Vollständigkeit halber gehört das natürlich erwähnt! War leider schon etwas verblasst. Spaß beiseite … die Rückfahrt ging über Arzachena und später im Hinterland dann über Tempio Pausania – beides absolut sehenswerte Ziele!

Dann war mal wieder ein Ziel in der Nähe angesagt, das Capo Caccia mit der quasi daneben liegenden Grotta di Nettuno. Während bei dem Capo Caccia in erster Linie die Aussicht beeindruckte trotz des diesigen Wetters, außerdem befand sich direkt unterhalb ein Parkplatz, der sich hervorragend als Stellplatz für Wohnmobile eignet (dazu einen eigenen Beitrag), habe ich bei der Grotta di Nettuno das Wagnis auf mich genommen, 652 Stufen (laut Reiseführer) herunter zu stiefeln und vor allen Dingen danach wieder rauf. Man kann diesen Ausflug auch per Schiff von Alghero aus machen, Kostenpunkt 15€ pro Person plus je 13€ Eintritt. Das hört sich echt viel an, bei solchen Eintrittspreisen fange ich auch des öfteren an zu streiken. Aber ganz klar: Die Tropfsteingrotte war jeden einzelnen Euro wert!! So etwas Beeindruckendes hatte ich bis dato definitiv noch nicht gesehen! Und ich habe mir schon viele solche Höhlen und Grotten angeschaut. Meistens wird da ja ein Riesenbohei gemacht und im Endeffekt ist alles schnulli. Hier war es aber anders. Mir ist manchmal der Mund offen stehen geblieben vor Staunen.

Heute stand die dritte und letzte Inseldurchquerung auf dem Plan. Es sollte an die Ostküste etwa in der Mitte der Insel gehen. Da waren wir vorher auch noch nicht und ich hatte außerordentlich beeindruckende Bilder von der Gegend gesehen. Da wollte ich hin. Zunächst war wieder Streckenplanung angesagt. Wir wollten ja nicht eine Strecke zweimal fahren. Tatsächlich haben wir eine Streckenauswahl getroffen, die uns über Macomer bis Nora (sehenswert) geführt hat. Von dort aus über die SS 389 (wirklich tolle Strecke und gut ausgebaut!) über Lanusei nach Arbatax zu den berühmten roten Porphyrklippen, von denen aus gemäß Reiseführer die Jugendlichen im Sommer ins Wasser springen. In der Wikipedia heißt es dazu: Der rote Felsen von Arbatax ist eine der großen Attraktionen der Natur auf Sardinien. Er besteht aus Porphyr und befindet sich, etwas versteckt, direkt vor der Einfahrt zum Hafengelände auf der rechten Seite.

Als wir nach einer wirklich schönen Tour dort angekommen sind – das soll es gewesen sein? Diese Pipiklippen? Wir haben Arbatax sofort umgetauft in „Verarschatax“ und sind weiter gefahren. Und ich habe mir bei den Fotos noch Mühe gegeben. Hat mich ein wenig erinnert an Pamukkale in der Türkei. Auch dort Heerscharen von Touristen, ganze Busladungen voll – für ein paar braungrüne ehemals weiße Kalksinterterassen, viel kleiner, als man sich das nach den Beschreibungen und Bildern vorstellt. Jedenfalls haben wir weitaus (!!) beeindruckendere Plätze in Sardinien gefunden. Auch ein Ort weiter befand sich ein schöner Strand, den wir ganz für uns allein hatten, auch hier ein prima Stellplatz für Camper – sogar mit Entsorgungsstation -. Wir haben dann am Strand wieder ein ausgiebiges Picknick gemacht.

Da wir uns ja jetzt auf der berühmten Orientale Sarda (dazu gibt es bald einen extra Bericht in der Rubrik „grandiose Straßen“)befanden, war ich schnell wieder versöhnt. Unser Weg führte uns weiter nach Cala Gonone. Von der SS 125 biegt man durch einen Tunnel auf eine kleine gewundene Panoramastraße ab, die einen in relativ kurzer Zeit in zahlreichen Kehren wieder bis auf Meereshöhe führt. Ich möchte dazu ergänzen, dass der Ort auch in der Nebensaison lebt, es gibt also tatsächlich auch Einheimische. Anders ausgedrückt: Dieser Ort lohnt einen Besuch bei jedem Wetter und in jeder Jahreszeit! Als wir jetzt da waren, habe ich mich wie am Atlantik gefühlt. Wind gepeitscht und hohe Wellen – einfach toll! Und dann irgendwo windgeschützt einen Espresso doppio getrunken – ich wollte da gar nicht wieder weg, zumal dann auch die Sonne heraus kam.

Noch ein paar abschließende Impressionen vom abend- bzw. nächtlichen Alghero in der Galerie. Ja, da waren wir auch.

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