On Tour

2018 – Große Südamerikarundreise Teil 1

Nicht mit dem Bulli, aber mit nahezu allen anderen Verkehrsmitteln dieser Welt. Flugzeug (mehrfach), Bahn (Deutschland und Peru), Luxusreisebus, Zahnradbahn, Gondel, Auto. Südamerika in 2 Wochen. Aha. Die Japaner schaffen das auch in 10 Tagen, habe ich mir sagen lassen, weil die nur 2 Wochen Urlaub im Jahr haben und An- und Abreise noch mit dazu kommen. Die sind dann so übernächtigt, dass die an irgendeinem Ticketschalter im Stehen einschlafen. Aber irgendwie ist es uns fast genauso ergangen. Sowas macht man eigentlich nicht, aber ich hatte trotzdem richtig Bock darauf, weil ich einige Ziele einfach mal besuchen wollte, bevor ich in die Kiste steige. Nochmal würde ich das so allerdings nicht machen, meine Frau schon gar nicht. Denn man muss schon aufpassen, dass man nicht gerade deswegen in die Kiste steigt.

Wir hatten eindeutig die Höhe unterschätzt, doch einige Zeit permanent über 3.500 m, teilweise bis an die 4.500m über NN. Da überlegt man sich das mit dem Rauchen 5x, bevor man sich ne Fluppe anzündet. Ich jedenfalls hätte auf der Tour fast das Rauchen verlernt. Und dann kommt noch die Zeitverschiebung dazu, erst 7 Stunden rückwärts, dann 6, dann 5 und in die gegenrichtung. Nach der Tour hätte ich eigentlich 2 Wochen Urlaub gebraucht, um mich von der Tour zu erholen. Hatte ich aber nicht. Genug der Vorrede …

Rail an Fly, Startpunkt in Frankfurt am Main, nach knapp 12 Stunden Zwischenstopp in Panama, 2 Stunden später Weiterflug nach Lima und nach 17 Stunden dann die erste Zigarette, aber wo? Überall Rauchverbot in Lateinamerika. Auf der Straße raucht fast niemand, heimlich irgendwo in der Ecke und leise gehustet. Ankunft in Lima. Total übermüdet, eingecheckt im Hotel in Miraflores, ein Vorort von Lima, aber knapp 1 Stunde Transfer vom Flughafen. Hotel in Ordnung, aber wer bucht ein Hotel total abseits vom Zentrum? Erstes Ärgernis. Mussten wir dann durch individuelle Umstellung des Tagesprogramms korrigieren, Taxifahrt kam dann extra. Aber Lima ist sehr sehenswert.

Miraflores ist ein Stadtteil von Lima, der angeblich von den „Reichen und Schönen“ der Stadt bewohnt wird, total sicher sein soll und so weiter. Tatsächlich ist dort der Parque del Amor, hat ein wenig vom Park Güell in Barcelona, wobei Letzterer natürlich um Lichtjahre interessanter und auch größer ist. Trotzdem ganz sehenswert, wenn man mal da ist. Die „Bananenrepublik“ auf dem einen Foto musste ich natürlich mitnehmen. Die kann man immer mal brauchen …

Eine Stadtrundfahrt „durch das alte und neue Lima“ haben wir dann abgebrochen, weil wir da irgendwie etwas anderes drunter verstehen als die Veranstalter. Wir wollten nicht um 19.00h zurück im Hotel sein, sondern noch etwas von der Stadt mitbekommen. Nach der Besichtigung des Franziskanerklosters und der dort befindlichen Gebeine sowie eines kurzen Spazierganges zu der zentralen Plaza del Armas haben wir uns dann absentiert, obwohl diese wirklich interessant waren. Aber letztlich soll der Reisende frei nach Erich Kästner ja nicht nur die Museen, sondern in erster Linie die Tavernen aufsuchen, was wir dann auch getan haben. Ich hatte ja was von Coca-Tee gelesen, denn man Hektoliter-weise „saufen“ sollte, damit man keine Höhenkrankheit bekommt. Ok, habe ich dann mal mit angefangen. Und angeblich keinen Alkohol. Habe ich nach hinten verschoben.

Von Lima ging es dann per Inlandsflug weiter nach Cusco. Das lag dann auch bereits knapp 3.500m hoch. Cusco war wohl einst die Hauptstadt des Inkareichs, aus Sicht der Spanier das legendäre El Dorado. Die haben dort tonnenweise Gold geklaut, von irgendwelchen Wänden abgekratzt und eingeschmolzen. Hat ihnen auch nichts geholfen, die haben jetzt eine Staatsverschuldung von knapp 100 % des Bruttoinlandsproduktes. Auf der zentralen Plaza de Armas haben wir dann einen britischen Boxer getroffen. Der lief wie ein gestörter Elefant im Erfurter Zoo immer rund um den Platz, schlug Haken und andere Schläge in die Luft und schwitzte wie sonstwas. Stichwort Höhentraining. Aha.

Auch in Cusco konnte relativ deutlich die Antifa-Bewegung angetroffen werden, was zahlreiche unmissverständliche Plakate zum Ausdruck brachten. Sowas wie „Alternative für Peru“ haben wir hingegen nicht gefunden. Da ist die Welt noch in Ordnung. Sehr schöne Restaurants im Umfeld des Platzes, meistens im Obergeschoß auf den Balkonen der angrenzenden Häuser. Alles sehr ansprechend, das Hotel war allerdings eine mittlere Katastrophe, laut ohne Ende. Braucht kein Mensch. Cusco wird in der Regel als Akklimatisierung für das erste Tophighlight der Reise genommen, Machu Picchu, ausgesprochen „matschu Pikschu“, das ist wichtig, denn wer es – wie die meisten – „matschu pitschu“ ausspricht, erntet in der Regel ziemliches Gelächter der Peruaner, denn Pitschu heißt dort „Pimmel“. Na ja, da hatte ich ja ein wenig sprachliches Beschäftigungsfeld.

Nachtrag: In der dortigen Kathedrale befindet sich ein Bild. Da musste ich aufpassen, mir nicht in die Hose zu machen vor Lachen. Jesus mit seinen Jüngern beim Abendmahl. Und mitten auf dem Tisch nicht etwa Brot und Wein, sondern ein gegrilltes Meerschweinchen! Jepp. Und da das dort Tradition ist und die Inkas das Meerschweinchen als solches und das gegrillte Meerschweinchen im besonderen als Delikatesse sehr geschätzt haben, hat eben dieses auch Eingang in die Malerei gefunden. Klasse! In den örtlichen Lokalen kann man sich so ein Teil auch bestellen. Das wird dann am Tisch serviert mit Blümchen in den Ohren und einer Frucht im Maul. Ich habe Rinderfilet gegessen, meine Frau Alpaka a la Stroganoff. Aha. Sie hat dann große Teile ihres Essens an Tischnachbarn verteilt. Ich nicht. Ich werde das Meerschweinchen-Bild noch nachreichen.

Nach 2 Übernachtungen in Cusco ging es dann mit Bus und Bahn (Perurail, nicht mit der Konkurrenz Inkarail) hoch auf den Machu Picchu, aber erst einmal runter. Wahnsinn! Wir sind dann zu Fuß (!) den Berg hoch, ich weiß nicht mehr, wieviele hundert Meter, aber ich war weit über Limit. Rauchen? Fehlanzeige. Ich wäre verzögerungsfrei in die ewigen Jagdgründe eingegangen. Eines der sieben „neuen“ Weltwunder. Ja, das kann man nicht in Bildern ausdrücken oder beschreiben. Aber wer dazu die Gelegenheit bekommt oder sich schafft … macht das! So etwas werdet Ihr nie wieder zu Gesicht bekommen. Von dieser Art Zielen gibt es nicht viele auf der Welt.

Und weiter ging es den Gringo-Trail von Cusco nach Puno. Fahrt im 5*****-Reisebus. Beinfreiheit wie bei Emirates in der ersten Klasse. Permanent über 3.000m und immer höher. Unterwegs die „Sixtinische Kapelle der Anden“ besucht, von außen unscheinbar, innen alles vergoldet. Kein Wunder, dass die spanischen Gierschlünde irre im Kopf geworden sind. Unterwegs noch 2-5 weitere Sehenswürdigkeiten, Inka und Prä-Inka und und und. Aber eben auch den Abra La Raya Pass mit 4.335m über NN. Megageil. Unbeschreiblich. Blöd nur, wenn Sauerstoff fehlt. Mann, ich werde alt. Aber ich habe mich damit getröstet, dass ein topfitter Fitnesstrainer auch so seine Probleme gehabt hat und leise „Mutti“ gerufen hat. Ich mag die Peruaner. Einen Schmutzfänger an einem LKW mit Che Guevara Bild hat man auch nicht alle Tage.

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