Auch wenn aktuell kaum jemand auf die Idee kommen dürfte, die Tour nachzufahren oder nur eine einfache Hotelreise dorthin zu buchen, stelle ich mal unsere Tour aus dem Jahre 2008 hier ein. Die politische Lage wird sich auf Sicht wieder ändern und Tunesien ist definitiv eine Reise wert, wenn man nicht nur Badeurlaub oder ähnliches vor hat. Dafür ist das Land fast zu schade. Außerdem haben es die nordafrikanischen Länder so an sich, dass der Respekt gegenüber dem weiblichen Geschlecht eher sehr unterdurchschnittlich ausgeprägt zu sein scheint. Anmache ist an der Tagesordnung und zwar teilweise von der übelsten Sorte. Zum Teil liegt dies sicherlich auch daran, dass viele Touristinnen ihre westeuropäischen Flirt-Gepflogenheiten plus manchmal auch mehr in Urlaubsländer mitnehmen, bei denen dies echt nicht angesagt ist. Andere, die das nicht so handhaben, sind dann die Leidtragenden.
Wir haben im Herbst einen Urlaub dorthin gebucht mit Hotelaufenthalt in einer Clubanlage, dies aber von vornherein in der Absicht, auch mehr von dem Land kennen zu lernen. Ganz oben auf der Wunschliste stand eine Tour Richtung Süden in den Grenzbereich der Sahara, die wir dann auch für einen wirklich überschaubaren Betrag haben umsetzen können. Es war eine Bustour, die top organisiert war und alle wesentlichen Sehenswürdigkeiten umfasste. Genauso eine Tour kann man auch von jeder Touristenstadt in Tunesien mit dem Mietwagen unternehmen, ich hätte da grds. keine Bedenken. Und für ganz Verrückte gibt es da noch eine Schiffsverbindung von Sizilien … Hatte ich damals echt überlegt, das mal zu machen. Wird jetzt aber noch eine ganze Weile dauern, bis meine Frau da mit macht. Jedenfalls kann man in dem künstlich geschaffenen Touristenstädtchen Yasmine ganz toll abends essen gehen, shice auf all inclusive … und der Ort ist wirklich gelungen.
Die ersten Ausflüge gab es nach Hammamet und Nabeul, ersteres lohnt sich wirklich, tolle Medina, Nabeul – na ja. Die so viel gepriesenen Keramikwaren … War nix dabei, was mich auch nur im entferntesten interessiert hätte. Alles so schön bunt hier!
Dann kam aber die Tour, auf die ich mich wirklich gefreut hatte, Tourenkarte ist beigefügt. Zuerst ging es nach El Djem, dessen Attraktion das römische Amphitheater ist, mit 35.000 Plätzen immerhin das drittgrößte im Römischen Reich und viel besser erhalten als das „Original“ in Rom. Von dort sind wir weiter gefahren über Gabes nach Matmata, den tunesischen Wohnhöhlen, eine Region, die als Filmkulisse von „Krieg der Sterne“ diente.
Nächste Station war Douz, das als das Basislager für Touren in die Sahara gilt und früher während der Rally Paris-Dakar oft ein wichtiger Etappenpunkt war. Natürlich war dort eine Kameltour angesagt mit passenden Klamotten. Allein das Erlebnis war schon die ganze Reise wert. Unglaublich beeindruckend. Ich war dann auch froh, das ich von dem blöden Biest wieder runter kam, hatten mir nun nicht gerade ein friedliches Vieh gegeben. „Ah, Mann aus Alemania und großer Mann, Du bekommen besonderes Tier.“ Erst dachte ich, jetzt kommt ein mit Goldtrensen geschmücktes weißes Kamel (ja ich weiß, die einhöckrigen heißen DROMEDAR!!). Pustekuchen und dreimal schwarzer Kater. Das Tier war in seinem früheren leben eine Mischung zwischen Löwe und Wildschwein. Könnte mir wirklich nicht vorstellen, darauf wochenlang durch die Wüste zu reiten. Über den aus den Karl-May-Büchern bekannten Salzsee Chott el Djerid, da haben wir verrückte Salzformationen und eines der skurristen Klos überhaupt gesehen, ging die Reise dann weiter nach Tozeur, wo wir auch übernachteten – und zwar überraschenderweise in einem Hotel der absoluten Luxusklasse.
Tozeur ist zwar eine Stadt, unter dem Namen viel bekannter ist jedoch die benachbarte Oase. Auch in dieser Gegend wurden viele Filme gedreht, wiederum „Krieg der Sterne“, aber auch z.B. „Der englische Patient“ u.a. Mit einer wilden Pferdekutschfahrt nebst Überhol- und Ausbremsmanövern durch die Oase in einer Kolonne von geschätzt 20 Fuhrwerken begann der Tag. Während wir am Anfang der Tour noch im hinteren Drittel des „Feldes“ waren, waren wir am Ende des Rennens bereits 4. Einen Pokal gab es nicht, aber sattes Trinkgeld, weil wir überlebt haben. Und ich habe während der Fahrt noch gefilmt! Gedacht war die Fahrt eigentlich als Besichtigungstour für die vielen verschiedenen Gewächse, die dort angebaut wurden. Die sog. mehretagige Oasenwirtschaft ist schon ziemlich beeindruckend. Jedenfalls hatten die Kinder was davon für ihren Geographieunterricht.
Von der Oase Tozeur zur Bergoase Tamerza, ich wusste nicht, dass es so etwas gibt, war dann eine Jeep-Safari angesagt. Nach meinem Verständnis hätte man das auch locker in einem tiefer gelegten VW Bus mit 18 Zoll Rädern machen können, aber in der Tat gab es da wohl so eine interne Abrede, dass nur mit Jeeps und nicht mit Reisebussen dorthin gefahren werden darf. Mitten in der Pampa erfolgte plötzlich ein Halt und wie auf Kommando erschien am Horizont eine waschechte Fata Morgana. Klar dachte ich, die kann man ja angeblich nicht fotographieren, warum eigentlich nicht? Ich sehe sie doch. Also zig Fotos gemacht und auf keinem war diese shice Luftspiegelung zu sehen. Muss ich mal googeln, woran das liegt. Null Ahnung.
Dort angekommen, war ich wirklich beeindruckt. Mehrstündiger Aufenthalt und Rückfahrt nach Tozeur, dort wieder in den Bus und Weiterfahrt über Gafsa mit einem Stop wiederum in einem absoluten Luxus-Hotel nach Kairouan, dem letzten Highlight unserer Tour. Kairouan gilt nach Mekka, Medina und Jerusalem als der viertwichtigste Wallfahrtsort des Islam insgesamt, die dortige große Moschee konnten wir deswegen nicht besichtigen. Mit meinen 2 Töchtern und insbesondere meiner Frau wären sonst alle dortigen Gläubigen unverzüglich zu jeder anderen Religion konvertiert. Irgendwie hatte ich nicht begriffen, dass meine Mädchen aus deren Sicht voll im heiratsfähigen Alter sind. Denen werde ich aber helfen! Nicht für 100 Kamele und auch nicht für 3 Rolls-Royce.