Von einem Oldtimer spricht man gemeinhin, wenn dieser über 30 Jahre alt ist und daher grundsätzlich für die „Verleihung“ des H-Kennzeichens für historische Fahrzeuge geeignet ist. Absolute Hardcore-Fans legen die Grenze auf das Jahr 1939 und beschränken sich insoweit auf reine Vorkriegsfahrzeuge. Etliche Enthusiasten legen die Grenze irgendwo in den Bereich bis etwa Mitte der 70er Jahre, Stoßstangen, die nicht aus Chrom sind, gelten da bereits als Sündenfall. Man kann durchaus die Meinung vertreten, dass mit der automobilen Kulturrevolution Mitte der 70er Jahre, die stellvertretend für diesen Einschnitt einher ging mit dem Verfall der Marken Alfa Romeo und insbesondere Lancia, die Zeit der Emotionen unwiederbringlich verloren ging: Fehlanzeige bei Vergaserbatterien, in Holz gefassten Armaturenbrettern mit einzeln gefassten und Chrom umrandeten Uhren und sonstigen handwerklichen Meisterleistungen in Holz und Leder.
Dabei würde man jedoch ausblenden, dass auch nach dem Diktat kostengünstiger Massenproduktion Design-Ikonen entstanden sind, die keineswegs den Vergleich mit Modellen der Nachkriegsgeneration scheuen müssen und zudem technisch wesentlich weiter entwickelt sind und durch eben diese technische Zuverlässigkeit viel eher geeignet sind, den dauerhaften Spaß an einem solchen Fahrzeug zu gewährleisten. Wer das 17. Mal bei einer Ausfahrt oder Oldtimer-Rallye mit technischem Defekt liegen geblieben ist und sich eben nicht selbst zu helfen wusste, der kommt schon auf den Gedanken, auch die Segnungen der Folgegenerationen in Anspruch zu nehmen. Zwischenzeitlich sind diese Fahrzeuge teilweise auch bereits in den Status eines Oldtimers gerückt, auch wenn es ein wenig schwerfällt, z.B. ein 82er Golf 1 Cabrio als Oldtimer anzusehen. Es gab Zeiten, da waren sechs Golf 1 Cabrios bis hin zum letzten Baujahr der Baureihe 1993 im Bestand unserer Kanzlei, teilweise zur Eigennutzung, überwiegend wurden diese jedoch als Fahrzeuge für und von Mitarbeiterinnen genutzt. Als diese dann Kinder bekamen, wurden diese schrittweise verkauft. Ich habe das nie bereut, denn die technische Grundkonstruktion stammte aus Anfang der 70er Jahre, zwar denkbar einfach zu reparieren, aber die Sicherheitsstandards waren absolut unzureichend. Das Gleiche gilt sinngemäß auch für den wunderbaren Pininfarina Spidereuropa, vielleicht noch in der Volumex-Ausführung, dessen Grundkonstruktion auf den Fiat 124 AS Spider aus Ende der 60er Jahre zurückgeht, wobei wir dann bei den Anfängen meiner eigenen Oldtimerleidenschaft angelangt wären.
Wenn heute von einem sog. Youngtimer die Rede ist, handelt es sich um Fahrzeuge im Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Selbstverständlich ist die Bezeichnung in der Überschrift dieses Beitrages als Garagenblech in Anlehnung an das sog. Garagengold Oldtimer, schlichtweg unrichtig. Das wird diesen teilweise faszinierenden Fahrzeugen nicht gerecht. Gleichwohl kann man in diesem Segment im Grunde überhaupt keine Empfehlung abgeben: Einfach kaufen, was gefällt, aber trotzdem auch hier zumindest die Hilfe von Markenclubs und einschlägigen Internetforen in Anspruch nehmen, denn auch 5.000€ verschenktes Geld tun weh. Massive Wertsteigerungen all dieser Modelle sind jedoch kurzfristig nicht zu erwarten. Wenn sich die Unterhaltskosten mit den Wertsteigerungen die Waage halten, also bei einer Vollkostenrechnung kein Verlust eintritt, hat man schon mehr erreicht, als gemeinhin erwartet werden kann. Tendenziell gilt eigentlich immer, dass Coupes und Cabriolets deutlich höher gehandelt werden als Limousinen und sich diese Preisdifferenz mit dem Alter eher noch steigert. Auch hier scheint es mir eine Ausnahme zu geben, nämlich der Audi V8 in der Topversion mit 4,2 Liter Hubraum. Technisch stellt dieses Fahrzeug, der Eintrittskarte von Audi in die automobile Oberklasse, einen Meilenstein dar im Bereich der Oberklasse-Limousinen, dem die Konkurrenten Mercedes und BMW dann folgen mussten. Aber auch ein gut erhaltenes Mercedes 124er Coupe beispielsweise kann perspektivisch kaum eine Fehlinvestion sein.
Zu guter Letzt gibt es tatsächlich Modelle, die noch nicht den Status eines Youngtimers erreicht haben, deren Preisentwicklung es jedoch gleichwohl rechtfertigt, über einen Erwerb nachzudenken und diese mit Saison-Kennzeichen langsam „reifen“ zu lassen. Hier bekommt man technisch ausgereifte Modelle, deren Rostvorsorge zudem überwiegend durch Vollverzinkung keinen Grund zur Besorgnis gibt und die einen Grad an Fahrspaß vermitteln, der weit jenseits etwaiger Unterhaltskosten liegt. Bei Fahrleistungen unterhalb 5.000 km im Jahr kann man sich ein solches „Schätzchen“ dann durchaus als Zweit- oder Drittfahrzeug zulegen. Hier fallen mir beispielsweise der Maserati Quattroporte V in der Version ohne das anfällige Duo-Select-Getriebe ein, den man mit geringer Fahrleistung aus 1.Hand und unfallfrei bereits in Regionen um die 30.000€ erlangen kann, auch wenn die Mehrzahl der Fahrzeuge im Herkunftsland Italien angeboten werden. Auch der Mercedes SL der Baureihe R230 (2001 – 2011) ist ein solcher Kandidat. Top gepflegte Fahrzeuge sind bereits für deutlich unter 20.000€ zu bekommen.