On Tour

Italien: Trasimeno und San Marino mit Pajero V60 und Zeltanhänger

Im Vorjahr hatte ich es erstmals mit einem Campingurlaub mit den Kiddies in Schweden versucht. Also sollte es auch in diesem Jahr wieder solch ein Urlaub werden. Mit vereinten Überzeugungskräften ist es uns sodann gelungen, auch die Dame des Hauses und damit alle „unter einen Hut“ zu bringen. Das ging nur mit der Kompromissformel „Ab in den Süden“ und natürlich nicht nur mit einem 1,60m breiten Dachzelt für 4 Personen auf dem Pajero, sondern da mussten schon noch zusätzliche Schlafmöglichkeiten her. Ich habe dann für kleines Geld einen Trigano-Zeltanhänger in ebay geschossen, den ich im ersten Jahr unverändert ließ. Geplant war ein Aufenthalt am Trasimeno. Tatsächlich sind wir dann ganz woanders gelandet, aber der Reihe nach:

Start in dem Morgenstunden und Fahrt über München und den Brenner bis zum Gardasee. Dort sollte die erste und einzige Zwischenübernachtung sein, aber Pustekuchen. Nachdem wir bestimmt 5 Campingplätze angefahren sind, alle completo und voll mit unseren holländischen Nachbarn, haben wir dann noch am Südrand einen Platz, eigentlich eine bessere Wiese zum Übernachten bekommen. Die 3 Stunden oder mehr an Suche hätte ich besser in die Weiterfahrt investiert.

Dann ging es weiter über Bologna und Florenz an den Lago di Trasimeno. Auch dort war die Situation der Campingplätze nicht wesentlich besser. Dummerweise kamen wir in der frühen Nachmittagszeit an, die meisten Campingplätze hatten Siesta. Mit Glück dann auf einem noch ein Plätzchen ergattert, auf dem wir gerade so unseren Trigano Hänger platzieren konnten. Fahrzeug auf dem Platz? Nein, das ginge nicht, ob mit oder ohne Dachzelt. Dann bräuchten wir noch einen zweiten Platz, den sie aber nicht hätten. Ok, angeschaut. War in der Tat kein Platz mehr für den Pajero. Aber wozu sind denn in dem Hänger eigentlich 4 Schlafplätze, jedenfalls nach Prospekt? Außerdem hatte ich keine Lust mehr, in der Weltgeschichte herumzufahren, um vielleicht doch noch einen größeren Stellplatz zu ergattern. wir hatten ja schon 4 vergebliche Versuche auch am Trasimeno hinter uns. Und es waren noch nicht mal italienische Ferien. Ohne Vorbuchung im Sommer nach Italien zum Camping? Es bleibt ein zweischneidiges Schwert. Wenn man nämlich bei der Auswahl richtig tief ins Klo greift, ist man die Kohle los. Ohne Ortskenntnisse bzw. Platzkenntnisse oder zumindest eine vertrauenswürdige Empfehlung würde ich nicht vorbuchen. Da helfen einem auch keine Campingführer, jedenfalls nur begrenzt. Der Standort als Ausgangspunkt für Touren war einfach ideal, der Stellplatz und der Campingplatz selbst hingegen eine einzige Katastrophe. Wie gesagt, total überfüllt, kleinste Stellplätze, absolut laut bis weit nach Mitternacht, heiß und stickig immer im Bereich von 40 Grad, das hält der stärkste Neger nicht aus. Toll, hatte meine Frau mal wieder Recht behalten. Künftige Campingurlaube sah ich schon schwinden …

Also waren Ausflüge in die nähere Umgebung angesagt, unser Fahrzeug stand ja draußen. Castiglione del Lago, ein traumhaftes Städtchen zum Bummeln und Essen gehen, zu Montepulciano, einer der berühmtesten Weinstädte in Italien, brauche ich wohl nichts zu sagen und schließlich Pienza. All diese Orte lohnen auf jeden Fall einen Abstecher. Fast hätte ich noch Assisi vergessen. Unglaublich, was die nach dem Erdbeben dort wieder aufgebaut haben und vor allem die zerstörten Deckengemälde restauriert. Eine Meisterleistung.

Schließlich ging uns der Platz nach 4 Tagen so derartig auf den Geist, dass wir beschlossen, in Richtung Adriaküste zu fahren. Ich hatte da im ADAC Campingführer einen Campingplatz in den Bergen vor San Marino gesehen, der als absolut traumhaft beschrieben war und alternativ den Campingplatz in San Marino (Centro Vacance, 50,Strada S.Michele,San Marino,SM 47890,+39 0549 907292). Wie es kommen sollte, der vom ADAC empfohlene Platz war eine einzige Katastrophe, tatsächlich zwar ein super Bergpanorama, aber dann geschotterte Miniterassen und eine holländische Wohndose neben der anderen. Der Platz stand natürlich unter holländischer Leitung, haben wir erst dort erfahren. Aber dann die letzte Alternative in San Marino war einfach nur gut, obwohl wir schon über den Grenzbereich des Genervtseins hinaus waren. Der Platz ist idyllisch gelegen und lässt es einen in der Sommerhitze aushalten. Es ist der einzige Campingplatz in San Marino und liegt ziemlich weit oben, jedoch noch unterhalb des eigentlichen alten San Marino und ist gut ausgeschildert. Alle Stellplätze sind mit Bäumen und hohen Hecken eingewachsen, am Rande des Platzes zur Straße hin sind dies aber auch Brutstätten für Mücken, was uns doch ziemlich gestört hat. Komischerweise war dies an anderen Stellen des Platzes nicht so.

Der Platz verfügt über ein großes Schwimmbad, welches aber auch und insbesondere öffentlich genutzt wird, was jedoch absolut ok war. Bei der Stellplatzwahl sollte man jedoch darauf achten, nicht allzu sehr in die Nähe des Schwimmbadbereiches zu gelangen, da die Musik und Animation einem ansonsten doch schon auf den Keks gehen kann. Ein herausragendes Highlight ist allerdings der Umstand, dass zumindest zu unseren Aufenthalten dort Tauchkurse angeboten wurden, die auch von etlichen genutzt worden sind.

Die Sanitäranlagen sind für italienische Verhältnisse überdurchschnittlich, ebenso die Sauberkeit des Platzes und die Stellplatzgröße, teilweise über 100 qm. Es gibt aber auch deutlich kleinere Parzellen. Die Wahl des Platzes fiel auf San Marino, weil die näher am Meer gelegenen Plätze in Rimini und den benachbarten Strandbädern in den Sommermonaten nahezu ausnahmslos ausgebucht sind, von Dauercampern geprägt sind und teilweise winzige Parzellen aufweisen. Auch preislich sind diese Plätze strukturell eher oberhalb des Platzes in San Marino angesiedelt, wobei man wissen muss, dass in Italien die Preise generell teilweise deutlich über denjenigen in Deutschland liegen. Man muss für eine 4-köpfige Familie mit Auto und Zelt immer mit Preisen > 45€ pro Tag, teilweise bis zu 60 € rechnen.

Die Einkaufsmöglichkeiten dort und in der unmittelbaren Nähe sind eher unzureichend. Die Busanbindungen sind zwar vergleichsweise gut, Pendelbus nach Rimini zum Strand und auch Linienverkehr nach San Marino, die Bushaltestelle befindet sich unmittelbar am Platz. Wir haben es jedoch bevorzugt, den Platz eher als reinen Übernachtungsplatz zu nutzen und im übrigen Ausflüge mit dem Fahrzeug in die nähere und weitere Umgebung zu machen. Dafür bietet sich der Standort nahezu ideal an.

San Marino ist tatsächlich die älteste noch bestehende Republik der Welt. San Marino besteht aus neun Gemeinden, wobei natürlich der Hauptort San Marino selbst ist; einen Besuch wert ist aber auch die Gemeinde Borgo Maggiore, die quasi auf dem Weg zum Hauptort San Marino in der Nähe des Campingplatzes Centro Vacance liegt. In Borgo Maggiore kann man ganz gut für den täglichen Bedarf einkaufen; ein paar hübsche Fleckchen wie der Marktplatz und angrenzende Cafes laden auch zum Verweilen ein. San Marino ist in erster Linie durch seinen Status als Kanonenfutter im Fußball (Rekord war 0:13 gegen Deutschland) sowie durch den bis 2006 in Imola (Italien) stattgefundenen Großen Preis von San Marino in der Formel 1 bekannt. Der Zwergenstaat darf auch eigene Euro-Münzen prägen, die für ein Vielfaches des Nennwertes unter die Leute / Touristen gebracht werden. Den Hauptort San Marino fährt man am besten während der Woche am Morgen oder gegen Abend an, da an den Wochenenden und tagsüber, insbesondere in der Hauptsaison, der Ort völlig überlaufen ist. Ein Besuch ist jedoch in jedem Falle empfehlenswert. Wenn man Glück hat, gerät man in irgend ein Mittelalter-Spektakel oder kann ein Konzert geniessen. Die Panoramablicke über die weite Landschaft sind Atem beraubend. Die Restauration vor Ort ist fast ausschließlich auf Touristen ausgelegt. Da wir dort schon oft waren, suchen wir uns immer in einer der hintersten Nebenwege irgend ein kleines Restaurant und folgen dabei zur Mittagszeit unauffällig den einheimischen Geschäftsinhabern. Da sind wir noch nie enttäuscht worden. San Marino ist ein absolutes Highlight an der Adriaküste.

Der Ort San Leo liegt in der Nähe von San Marino, hat etwa 3.000 Einwohner und wird beherrscht von der oben auf dem Berg in etwa 600 m Höhe liegenden Festung. Der Weg dorthin ist ein hübscher Spaziergang. Die Festung selbst ist nicht sehr interessant, der Ausblick von dort oben aber den „Aufstieg“ allemal wert. Auch für San Leo empfehle ich eher die Abendstunden, insbesondere wegen der diversen dort befindlichen wirklich guten Restaurants, bei denen aber in aller Regel eine Vorbestellung erforderlich ist. Wir haben das zunächst so gehandhabt, dass wir bei irgend einer Tour erst dort vorbei gefahren sind und den Tisch für den Abend bestellt haben, dann weiter gefahren sind und unseren Tagesausflug genossen haben. Anschließend zurück zum Campingplatz, ein wenig ausgehfertig gemacht – vor allem für die jungen Damen war das Styling enorm wichtig – und dann haben wir einen wunderschönen Abend genossen. Späterhin hatte man natürlich die Telefonnummer und konnte sich beim Padrone telefonisch voranmelden.

Urbino ist wegen seiner Architektur und Kulturgeschichte Weltkulturerbe. Der Palazzo ducale ist das bedeutendste Bauwerk der Stadt. Gegenüber befindet sich der nach einem Erdbeben neu errichtete Dom. Auf der einen Seite ist die Stadt durchaus faszinierend, man atmet gewissermaßen (Kirchen-)geschichte, auf der anderen Seite jedoch fehlt der Stadt irgendwie das Lebendige und Fröhliche. Dadurch kommt eine etwas bedrückende Stimmung auf. Durchgängig wohl haben wir uns daher nicht gefühlt, obwohl wir dort das beste Fiorentiner Steak aller Zeiten gegessen haben, 650g mit Knochen, butterzartes Fleisch, himmlische Beilagen, höllisch guter Rotwein geschmacklich wie eine Rebensaftbombe. Da grinst man denn auch mal hoch zum Himmel und führt einen stillen Disput mit imaginären Erz-Bischöffen und sonstigen Würdenträgern über den Sinn und Unsinn von Fasten und sonstiger Genussverweigerung.

Natürlich waren wir auch baden in der Adria. Aber die Fotos stelle ich hier mal nicht ein! Und dann ging auch dieser Urlaub zur Neige und die Rückfahrt war angesagt. Auf der Rückfahrt allerdings gerieten wir in einen mehrstündigen Stau wegen Vollsperrung einer Autobahn, was uns bis dato in dieser Form noch nicht passiert war. Aber es hatte auch sein Gutes: Wir haben Umbau- und Erweiterungspläne wegen unseres Zeltequipments geschmiedet, sodass die nächsten Campingurlaube gesichert waren!

Tags: On Tour

Mehr Beiträge

Ähnliche Beiträge