On Tour

Italien und Elba mit meiner umgebauten T4 Doppelkabine und Zeltanhänger

Vorbemerkung
In den Jahren 2005, 2006 und 2007 sind wir im Sommer an das Ligurische Meer, Westküste Italiens / westliche Toskana gefahren. Fahrzeug in den Jahren war ein Mitsubishi Pajero mit langem Radstand und Dachzelt sowie ein Trigano Faltzeltanhänger. Aus diesen Urlauben ist dann die Idee entstanden, meine Doka zu bauen, in der ein Trigano Zeltaufsatz anstatt der Pritsche integriert sein sollte. Habe also in 2008 das gleiche Trigano-Modell nochmals gekauft sowie meine 95er Doka mit AAC-Motor, aber erst knapp 100.000km und dann über einen ziemlich langen Zeitraum nach meinen Vorstellungen umgebaut bzw. umbauen lassen. Fertigstellung war im Frühjahr 2009, aber eigentlich wird so ein Projekt ja nie fertig. Die erste Ausfahrt mit der Doka haben wir dann in 2009 nach Norwegen gemacht, siehe den dortigen Reisebericht.

Auch in 2010 stellte sich wieder die Frage, was wir im Sommerurlaub machen wollen. Traditionell ist im Sommer eigentlich immer Campen angesagt, auch wenn die jungen Damen mittlerweile auch den Luxus von 5 Sterne-Hotels oder Kreuzfahrtschiffen ernsthaft in Erwägung ziehen. Ursprünglich sollte es ja erstmals nach Sardinien gehen, aber mit der Familie, mit der wir hätten zusammen fahren wollen, konnte zeitlich keine Übereinstimmung gefunden werden. Außerdem waren bei der sehr späten Buchung die Fährkosten nach Sardinien jenseits von Gut und Böse. Zur Wahl stand – wie bislang üblich – der Pajero mit Dachzelt und Zeltanhänger, die umgebaute Doka mit integriertem aufklappbaren Zelt oder die Doka plus Trigano Anhänger. Es kam, wie es kommen musste: Die Entscheidung fiel – ein wenig von mir beeinflusst – auf die T4 Doka plus Anhänger. Vorsorglich hatte ich nämlich, um ansonsten sicheren Einwendungen vorzubeugen, die Doka mit einer Klimaanlage ausgerüstet, die ich mit einer sog. Verkaufsverpackung drumherum gekauft hatte (also der VW Bus war noch dran an der Klimaanlage), und zusätzlich nach den Erfahrungen in Norwegen noch um ein elektrisches Glasschiebehebedach von Webasto im Fonds bereichert, denn in der Doka gab es hinten keine Schiebefenster. Die werden mit Gold aufgewogen, wenn man sie denn bekommt. Daneben wurden noch die voll elektrischen Einzelrücksitze anders montiert, dass keine so steile Sitzposition mehr zu verzeichnen war, die Kinder während der Fahrt also schlafen konnten, und eine Elektrokühlbox zwischen die Sitze hinten passte sowie verlängerte Gurtpeitschen angebracht. Das hinten installierte DVD-System bekam auch noch eine Verbindung zu dem vorderen Alpine-System mit ausfahrbarem Bildschirm. Nach menschlichem Ermessen alles perfekt.

Mit einer erneuten Tour nach Norwegen, hilfsweise nach Schweden, konnte ich mich trotz Bestechung einer stimmberechtigten Tochter nicht durchsetzen, weil die Bestechung rauskam. Als Kompromiss einigten wir uns dann auf Marina di Bibbona, Campingplatz Le Esperidi (direkt am Meer), auf dem wir schon zweimal waren, mit der Maßgabe, dass diesmal auch ein Besuch der Insel Elba von Piombino aus drin sein müsste.

Gepackt haben wir – wie immer – an den 2 Wochenenden vor dem geplanten Start, erst den Hänger, dann den Bus, völlig stressfrei und in Ruhe. Dadurch mussten wir dann nur noch die Dachbox mit den 4 Taschen und die Fressalien für die Fahrt packen. Auf Wunsch der Kinder war der Start für abends vorgesehen, die Nacht mit Stop bei einem MacDonalds oder Burger King durchfahren, um dann morgens bereits auf dem Campingplatz anzukommen und bei den wenigen freien Stellplätzen noch die Auswahl zu haben. Außerdem brauchten wir bei dem ganzen Equipment ja einen nicht gerade kleinen Stellplatz.

Es lief wie ein Länderspiel, meine Bedenken, dass die voll beladene Doka (AAC-Motor) plus Hänger mit ihren lächerlichen 84PS überfordert sein würde, haben sich nicht bestätigt. Nur über die Alpen ist sie ein wenig in die Knie gegangen. Die Wassertemperatur war unkritisch, aber die Öltemperatur kletterte schon auf teilweise über 130 Grad. Werde ich wohl demnächst mal einen Ölkühler installieren. Außerdem habe ich es schon gemerkt, dass ich den langen 5.Gang verbaut habe, denn der unmittelbar optimale Anschluss vom 4. in den 5.Gang erforderte stets ein vorheriges Ausdrehen des 4.Ganges, was durch den Sportauspuff nicht gerade für Ruhe im Auto sorgte. Das gefällt mir auch noch nicht zu 100 Prozent. So hatte ich das ohne Hänger vorher nicht gespürt.

Also wie geplant morgens in Marina di Bibbona angekommen, Pausen rausgerechnet immerhin einen knappen 95er Schnitt mit Hänger, das ist schon in Ordnung. Bei den früheren Fahrten stellte sich das Problem sowieso nie, denn 170 Diesel PS im Pajero haben den Anhänger gar nicht spüren lassen. Im Gegenteil: Bei der letzten Rückfahrt im Jahre 2008 ist mir erst ein Kunststoff-Kotflügel des Hängers weg geflogen und dann 10 km vor Ankunft tatsächlich die Deichsel gebrochen. Hatte zuviel an Gewicht drauf gepackt, die dynamischen Lasten bei höheren Geschwindigkeiten völlig falsch eingeschätzt und bin teilweise wirklich deutlich zu schnell gefahren.

Anreise:Grundsätzlich stellt sich die Frage, je nach Startort der Anreise in Deutschland, an welcher Stelle die Alpen überquert werden sollen. Für die Österreicher und Schweizer stellt sich diese Frage natürlich nicht: Über den Brenner oder den San Bernardino? Beide Strecken weisen eine Länge von ca. 1.200km auf. Das Navi bevorzugt bei mir immer die Strecke über den San Bernardino, ich selbst fahre lieber die Stecke über den Brenner. Habe aber schon auf den verschiedensten Touren beides probiert und auch andere Maut oder landschaftlich optimierte Strecken. Letztere lasse ich mal als gänzlich zu zeitintensiv außer Betrachtung. Gegen die Strecke über den San Bernardino spricht eindeutig die Abzocke der Schweizer mit der Jahres-Vignette. Für den Anhänger wollen die sogar noch eine extra Vignette. Außerdem ist nahezu die gesamte Strecke durch die Schweiz an beiden Seiten eingezäunt, aus Sicherheitsgründen wie es heißt. Ich habe da eher das Gefühl, mich auf einer Transitstrecke durch den Ostblock zu bewegen, wenn auch landschaftlich etwas schöner. Ein Gefühl des Willkommenseins stellt sich jedenfalls absolut nicht ein.

Was zumindest auf der Rückfahrt für die Strecke spricht ist der Umstand, dass bis zum Erreichen des höchsten Punktes die Steigungen im Vergleich zum Brenner eher kurz und heftig, wenn auch kurvig sind, beim Brenner aber eine ellenlange zig Kilometer Steigung zu verzeichnen ist, die mit einem eher untermotorisierten und voll beladenen VW Bus strukturell an dessen Grenzen der thermischen Belastung führen, weil auch keine „Erholungsphasen“ bei der Streckenführung dabei sind. Es nervt, im Hochsommer aus Leistungsgründen die Klimaanlage ausschalten zu müssen und aus thermischen Gründen die Heizung zeitweise voll aufzudrehen. Na ja, muss jeder für sich entscheiden. Wenn man sich einmal für die Strecke entscheidet, sollte man die Rückfahrt aus Kostengründen natürlich wieder über diese Strecke wählen, sonst fängt man sich die Jahresvignetten nur für eine Strecke, was ich zweimal (!) erlebt habe und mir geschworen habe, es mir jetzt endlich zu merken und deswegen schreibe ich es hier auf! 

Was sich auch bewährt hat, sind Anreisen über Nacht am Wochenende, wenn nicht gerade Schulferienbeginn in einem großen Flächenland ist. Ich bemühe mich jedenfalls, so weit dies irgend möglich ist, nicht tagsüber im Hochsommer stundenlang im Stau zu stehen. Alternativ bietet sich auch eine Zwischenübernachtung am Gardasee an, aber wir haben die Erfahrung gemacht, dass in der Ferienzeit die Campingplätze am Gardasee oft ausgebucht sind und bevor ich stundenlang verschiedene Campingplätze abklappere, fahre ich lieber weiter, so weit wie ich komme und stelle mich dann in den frühen Morgenstunden für ein kurzes Nickerchen auf einen Rastplatz, 1-2 Stunden reichen mir da völlig aus. Wenn möglich, kann dann auch ein Fahrerwechsel erfolgen. Aber auch das muss letztlich jeder selbst für sich entscheiden.

Campingplatz: Camping Le Esperidi in Marina die Bibbona ist ein deutlich gehobener Platz mit zahlreichen schattigen und auch ausreichend großen Standplätzen.Ich hatte dazu mal in einem anderen Beitrag etwas geschrieben.

Touren:Der Standort Marina die Bibbona oder auch angrenzende Orte eignen sich hervorragend für Tagestouren, wenn man mit seinem Fahrzeug beweglich ist, dieses also so auf dem Stellplatz platziert, dass man mal eben schnell zuklappen“ kann und vom Platz fahren kann. Abfahrt nach dem Frühstück, Rückkehr darf auch noch bis 22.00h sein, aber nur dann, wenn man einen Camper hat, in dem man auch schläft. Ansonsten ist Parken außerhalb des eigentlichen
Platzes, aber innerhalb des Areals angesagt. Die Rezeption wird ziemlich straff organisiert geführt und lässt da keine Ausnahmen zu. Wir haben aber noch keine Probleme gehabt.

Ausflüge nach Pisa, Livorno, Volterra, Siena, San Gimignano, Massa Marittima, Piombino, selbst nach Florenz, Elba und Rom sind von dort aus wunderbar machbar. Viele Ausflüge werden auch durch externe Unternehmen angeboten, z.B.
Florenz, Elba und Rom, die dann mit Reisebussen einige Campingplätze in der Region anfahren, die Leute einsammeln und dann zu dem Ausflugsziel fahren. Das Ganze ist richtig gut organisiert, aber mir eigentlich zu teuer. Außerdem wird
viel Zeit verschenkt durch das Einsammeln und Wiederverteilen der Leute auf die einzelnen Campingplätze. Wir haben das einmal in 2007 nach Rom mitgemacht, weil ich keine Lust hatte, wieder alles selbst zu organisieren. Aber es ist wirklich kein Hexenwerk und man kann selbst seine Zeit natürlich viel besser einteilen und dort bleiben, wo man will, andererseits dort weiterfahren, wo es einem nicht so gut gefällt.

Eine Alternative bietet ernsthaft auch die Italienische Staatsbahn, mit der man wirklich preiswert z.B. nach Rom fahren kann. Überhaupt kein Problem und insbesondere mit Kindern absolut zu empfehlen. Im übrigen kann man den Ausstiegs- und den abweichenden Wiedereinstiegsbahnhof in Rom so wählen, dass man die Stadtbesichtigung mit den wesentlichen Sehenswürdigkeiten ohne unsinnige Doppelwege wunderbar planen kann, ohne dass man danach mausetot ist. Rom ist meiner Meinung nach ohnehin besser zu Fuß zu erkunden, das Auto ist eher im Weg und Parkplätze zu finden ist auch nicht so einfach. Zudem ist wie gesagt die Eisenbahn unschlagbar preiswert, ich meine ca. 10 € pro Person. Hatten wir späterhin mal im Rahmen einer Kreuzfahrt von Civitavecchia aus so gemacht (da waren es 7€) und dieses als die beste Option empfunden.

Piombino: Auch in aktuellen Reiseführern liest man immer wieder, dass Piombioni außer dem Hafen, von dem man aus nach Elba, aber auch nach Korsika und Sardinien übersetzen kann, nichts zu bieten hätte. Das ist schlichtweg Blödsinn. In den letzten Jahren hat sich Piombino zu einem echten Geheimtipp vornehmlich für die Italiener entwickelt. Die Stadtväter haben viel Geld in die Hand genommen, um die Altstadt aufzuputzen. Man merkt, dass auch die Einwohner nicht zu den Armen im Lande gehören. Offenbar hat der außerhalb gelegene Hafenkomplex zu dem Aufstreben der Stadt beigetragen. Mir hat die Atmosphäre dort gefallen. Schnuckelige Cafes und Restaurants, teilweise gehobene Küche zu moderaten Preisen, gute Einkaufsmöglichkeiten, um auch mal etwas ausgefallenere Sachen zu finden. Kein Touristen-Nepp, einfach nur fair. Schöne restaurierte Häuserzeilen und etliche „typisch italienische“ Fotomotive. Wenn man nach Piombino herein fährt, sieht man natürlich am Stadtrand die Industriebauten. Schließlich befindet sich hier das größte Metall verarbeitende Industriezentrum der Toskana, was sicherlich auch dem Umstand geschuldet ist, dass Piombino Hafenstadt ist, aber der Verkehr zum Hafen wird an der Stadt vorbei geführt und man bekommt davon schlichtweg nichts mit.

Elba: Elba hat mich immer schon gereizt. Ich weiß gar nicht warum. Liegt es daran, dass man mit Elba immer gleich das Exil Napoleons verbindet? Oder liegt es daran, dass Elba immer wieder Thema im Latein- und Geschichtsunterricht war, weil Elba vor 2.000 Jahren das etruskische Ruhrgebiet war, das Zentrum der Roheisenproduktion im Mittelmeer? Jedenfalls hatte ich völlig falsche Vorstellungen, die erst durch einen Besuch vor Ort gerade gerückt wurden. Von Piombino aus gelangt man in einer knappen Stunde mit der Fähre zu dem Hauptort der Insel Elba, Portoferraio. Im Namen der Stadt ist noch die Geschichte abzulesen (ferrum=Eisen). Der Hafen ist einfach schön. Wir haben uns dann für eine Rundtour entschieden, mehr oder weniger immer der Küste entlang. Die Straßenführung war teilweise abenteuerlich. Ich hätte gar nicht gedacht, welche Erhebungen die Insel aufweist. Ja, man darf sie wohl mit Fug und Recht als Berge bezeichnen. Hinter jeder Kurve tauchen neue idyllische Badebuchten auf, ein Paradies auch für Segler und Motorboot-Fans. Die Villen in den Bergen und in den mondänen Städten erinnern ein wenig an die Nobel-Orte an der Costa Blanca oder Cote d´Azur. Jedenfalls muss man nicht überrascht sein, auch auf diverse Ferraris, Lamborghinis usw. zu treffen. Die Fähren jedenfalls sind auf den Transport solcher Boliden ausgelegt. Fährt ein Ferrari von Bord, hupt er einmal kurz und das Personal bringt fix eine Spezialmatte herbei, die dann von dem Ferrari einseitig befahren wird, um nicht aufzusetzen. Dann wird nochmal kurz zum Dank gehupt und die Sache ist erledigt. Na ja, Erwachsenenspielzeug sagt meine Frau.

Campingplätze haben wir eher an der Südküste, etwa zwischen Fetovaia und Marina di Campo, gesehen. Nach ADAC sind die Campingplätze auf Elba in den Sommermonaten durchweg ausgebucht, eine rechtzeitige Reservierung wird empfohlen. Ich konnte den Plätzen nicht viel abgewinnen, liegen diese doch ziemlich abseits von den schönen Städten, alles eng auf eng und nicht gerade einladend. Offenbar ist Elba eher etwas für etwas betuchtere Hotel-Reisende, aber vielleicht täuscht der Eindruck ja. Ich bin mir jedenfalls sicher, nicht das letzte Mal dort gewesen zu sein und werde mal im Frühjahr dort einen Urlaub einplanen. Da soll die Insel noch schöner sein.

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