On Tour

Europa Africa Rodeo 2024 – Der blaue Benz

Als ob wir nicht schon genügend Benze hätten … Ich mache mir jedoch ernsthaft Sorgen, ob mein Freund Resi mit seinem goldenen Benz rechtszeitig zur Tour fertig wird. Da der erste Benz, den wir geholt haben, der rote, von der Substanz her nicht gut genug war, um ihn mit vernünftigem Aufwand für das Europa-Africa-Rodeo aufbauen zu können, er jedoch andererseits eine Vielzahl durchaus wertvoller Features hatte, die ich anderweitig nutzen wollte, um den Fehler beim Kauf zu kompensieren, macht man den Fehler zweimal. Nein, so nicht. Aber ich habe schon gezielt nach einem anderen Benz mit Motorschaden gesucht, in den ich zum Beispiel den Motor aus dem roten Benz einbauen konnte. Ein guter gebrauchter Motor kostet auch schon etwa ¾ des Kaufpreises für den roten Benz. Und dann hatte der ja noch zahlreiche andere Details … so schlimm wird es schon nicht werden.

Gesagt, getan. Nach einiger Suche, ich wusste ja jetzt, auf was es ankam, habe ich tatsächlich im tiefen Westen der Republik einen Benz bei einem Händler gefunden, der ihn als Schrottbenz gekauft hat und späterhin aufbauen wollte. Er schickte mir wunschgemäß über 50 Bilder und mehrere Videos, aus denen ich den Zustand des Fahrzeuges richtig gut ablesen konnte. Der Preis passte auch. Allein die Lederausstattung in blau war purer Goldstaub und noch vollständig in Ordnung. Barockfelgen in 14 Zoll dabei, Breitbandscheinwerfer und als Farbe dunkelblau. Da konnte ich nicht viel falsch machen, auch wenn Kotflügel, Türen unten etc. durchaus etwas knusprig aussahen, Hauben und Dach Hagelschäden aufwiesen und sich das verbaute Glasdach aus dem Zubehör nicht mehr schließen ließ. Für meine Zwecke aber dennoch genau richtig, es sollte ja kein „show and shine“-Fahrzeug werden.

Also auf in den Westen, natürlich wieder mit Autotransporter, einmal tief durch den Westerwald wegen eines Staus nach Vollsperrung. Aber mit dem A8 quattro als Zugfahrzeug hat man jetzt nicht so die Probleme. Der war schon erprobt bei der Abholung des roten und des goldenen Benz und hat wieder seine Aufgabe blendend gelöst.

Angekommen, ok. Shice, ich hatte die Gurte vergessen! Mal sehen, wie ich das jetzt gelöst bekomme, notfalls in irgendeinen Baumarkt, aber haben die solche Gurte? Auch wenn ich Amazon prime habe, so schnell liefern die jetzt auch nicht. Egal, erstmal schauen. Er sah schon etwas räudig aus. Hmmmh. Aber irgendwie auch cool. Könnte ne total abgefahrene Karre im Ratlook werden. Werbeträger für die Verkehrsrecht-Website? Eher nicht. Mal sehen. Ich habe schon die verrücktesten Sachen hinbekommen. Kaufen oder stehen lassen? Da die W123 Diesel praktisch motorenseitig nie kaputt gehen, war der Fund schon ziemlich selten. Eigentlich konnte es nur wieder an den erforderlichen Schweißarbeiten scheitern. Ich konnte ja nicht das gesamte Auto auseinandernehmen, um das Ausmaß richtig beurteilen zu können.

Der Verkäufer hatte noch nen anderen W123 in einer seiner Hallen stehen. Es war ein 250er Benziner, den er gerade aufbaute. Deutlich besserer Zustand, aber absolut nichts für mich, nicht einmal für nebenbei. Wenn ein Benziner, dann nur der 280er als Einspritzer mit 185 PS. Da konnte man wenigstens motormäßig noch ernsthaft was machen. Und das waren auch die Maschinen aus den zeitgenössischen Rallye-Autos. Nein, kein 250er Vergaser. Und da standen auch noch diverse R107er SL herum. Darauf hatte er sich spezialisiert. Ich mag die aber nicht. Genau das Modell nicht, die Pagode davor auf jeden Fall und den R129 als Nachfolgemodell auch. Aber nicht den R107. Geschmachssache. Die bekommt man nicht ohne Grund aus den USA für kleines Geld nachgeworfen, am „besten“ noch als 560 SL. Noch mehr Porno geht kaum. Der Sl ist dann total kopflastig, aber das spielt ja bei den Amis keine Rolle.

Lange Rede, kurzer Sinn. Ich habe den Benz genommen. Höchst notfalls hätte ich einen weiteren Teileträger gehabt. So bin ich auch zu meiner T4-Sammlung und dem Ersatzteillager gekommen. Ich habe einmal für einen T4 mit dem kleinen Benzinmotor, Motorkennbuchstabe AAC, eine Klimaanlage gesucht, weil meine erste T4 Doka den Motor hatte und die Kids damals über die Hitze im Auto gestöhnt hatten. Mega selten das Teil. Schließlich fand ich einen Unfall-T4, der genau diese Klimaanlage verbaut hatte, für Kleingeld. Ich sofort zugeschlagen. Als meine Frau mich fragte, warum ich mit einem Autotransporter losfahren wollte, um eine Klimaanlage abzuholen, habe ich ihr gebeichtet, dass das Auto noch drumherum war. Also so ähnlich würde es dann bei dem blauen Benz laufen, wenn es schlecht läuft.

Gut lief es dann auf der Rückfahrt. Erstmal habe ich Gurte bekommen, auch wenn die so wohl nicht mehr zulässig waren, aber sie haben gehalten. Ich habe ja die kürzere Variante, die pro Rad einen Gurt vorsieht und nicht diese Fummelei mit den langen Gurten und den Zwischenhalterungen, die kein Mensch richtig anwendet. Und dann haben wir natürlich traditionell wieder auf dem Rasthof Pfefferhöhe bei McDonalds angehalten. So muss das. Traditionen sind wichtig. Und schließlich ist der Benz ja gelebte Tradition.

Und dann lief es weiter richtig gut. Gleich nach Ankunft auf die Bühne gestellt und alles durchgeprüft. Klar, der Motor hatte ein faustgroßes Loch im Block. Da war nichts mehr zu machen. Aber alle Anbauteile und der Zylinderkopf waren noch brauchbar. Alles ins Lager ins Regal. Auspuff fehlte ab Mitteltopf. Wie gut, dass der rote Benz eine nagelneue Auspuffanlage ab Krümmer original von Daimler verbaut hatte. Da war noch das Etikett dran. Kühler schrott. Ok, das war der Grund für den kapitalen Motorschaden. Da muss schon jemand einige Zeit praktisch ohne Kühlwasser gefahren sein und alle Warnlampen ignoriert haben, damit der so kaputt gehen kann. Und – welch Wunder – in dem roten Benz war auch ein neuer Kühler verbaut. Das erklärte vermutlich auch die ursprünglich jenseits der 4.000 Euro liegende Kaufpreisvorstellung.

Ja, karosseriemäßig war schon einiges zu machen, damit er TÜV bekommen kann. Das H-Kennzeichen musste ja nicht erneuert werden, auch wenn er im Wortsinne ziemlich „historisch“ aussah. Wird schon werden. Auf geht´s. Das zweite Projekt wird parallel angegangen.

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