Um was geht es? Ich möchte für eine unserer Websites www.mein-verkehrsrechtanwalt.de mit meinem Freund Resi eine Promotion-Tour machen, um die Kompetenz unserer Kanzlei in verkehrsrechtlichen und reiserechtlichen Themen einem noch breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dazu habe ich mir überlegt, mit einem entsprechend gelabelten Auto an dem BackRoadRodeo Europa-Afrika teilzunehmen. Veranstaltet wird dieses alljährlich von dem in Österreich ansässigen BackRoadClub, der über Erfahrungen mit zahlreichen derartigen und ähnlichen Veranstaltungen verfügt.
Wie also finde ich ein geeignetes Fahrzeug für eine derartige Tour? Natürlich erstmal in den einschlägigen Portalen wie mobile.de oder Autoscout. Nicht zu vergessen aber auch Anzeigenportale wie Kleinanzeigen, früher Ebay Kleinanzeigen. Ebay selber eher nur im Ausnahmefall, weil man dort in der Regel blind kauft und das ist bei den Autos, über die wir reden, absolut nicht ratsam. Ich habe für einen befreundeten Autohändler mit Schrauberwerkstatt mal für einen Zeitraum von 2 oder 3 Jahren zahlreiche Ebay-Möhren ersteigert. Da waren teilweise richtige Schätzchen dabei, die heute mehr als das 10-fache kosten würden, mehrere Audi Coupes, Chrysler Le Baron, Golf 1 Cabrio Erdbeerkörbchen usw. Von denen hatte ich in der Spitze 5 oder 6 selbst im Bestand. Irgendwo habe ich dazu auch noch ne Innenausstattung in grün herumfliegen und ne vordere Stoßstange glaube ich.
Aber ich schweife ab. Bei den Ebay-Käufen habe ich auch das eine oder andere Mal ins Klo gegriffen. Dann mussten die Karren 1:1 durchgehandelt werden, aufgebaut oder als Ersatzteilträger genutzt werden. Das war auch nicht so problematisch, denn mein Bekannter hatte auch ne Werkstatt dabei, die sich diese Autos dann vorgenommen hat, wenn mal nicht so viel los war. Das hat die Werkstattauslastung wunderbar optimiert. Also: Lasst es sein mit Ebay! Die Wahrscheinlichkeit ist einfach zu groß, dass Ihr Geld verbrennt und dann einfach die Lust verliert. Das wäre doch schade!
Bevor wir aber auf die Suche gehen, muss erstmal eine Fahrzeugauswahl getroffen werden. Die muss auch den vorgesehenen Einsatzzweck berücksichtigen und, wenn man z.B. an die Region der Veranstaltung denkt wie Marokko oder ehemalige Ostblock-Länder, sollte eine Werkstatt vor Ort auch in der Lage sein, die Karre zumindest notdürftig zu reparieren.
Und was habe ich für ein Budget? Und ich meine ein Gesamtbudget und nicht nur den Fahrzeugkauf selbst. Denn je nach Zustand des Autos kann man ganz schnell den Kaufpreis für das Auto noch ein- oder zweimal in das Schätzchen versenken. Das schränkt die Suche noch weiter ein.
Macht der Veranstalter Vorgaben? Also z.B. Kaufpreis max. 500 Euro, mehr als 500.000 km Laufleistung und/oder mehr als 20 Jahre alt? Wird das Auto am Zielort versteigert zugunsten irgendeiner Charity-Nummer oder nimmt man das Fahrzeug wieder mit zurück? Ich möchte mich hier nur auf solche Fahrzeuge konzentrieren, die man eben nicht für ein paar tausend Kilometer mit Tüddeldraht zusammenflickt, in den Kofferraum nen Wurfzelt und 3 Paletten Dosenbier schmeißt und sich am Ende als big spender fühlt. Dazu bin ich dann doch etwas zu „nachhaltig“ geprägt, um so ein Modewort der letzten Zeit zu benutzen.
Es geht also um ein Auto, welches man behalten will, ggf. auch noch für weitere Promotion-Touren einsetzen will, an dem man Spaß hat, mit dem man – vielleicht – auch etwas verwächst. Sowas soll es ja geben. Also ein Auto für und mit Emotionen, Benzin- oder Dieselgeruch in der Nase, dreckige Finger vom Schrauben, Abenteuer, Herausforderungen oder challenges. Beispiele dafür sind der Artic Circle oder diverse andere Veranstaltungen / Jedermann-Rallyes, die quer durch Europa auf Back Roads bis nach Spanien/Portugal Richtung Westen oder bis Montenegro/Albanien Richtung Osten führen.
Früher war oft auch noch die Ukraine mit drin. Aber das Thema will ich hier nicht vertiefen. Ich werde es wohl nicht mehr erleben, in diesem Land jemals wieder eine Back Road Tour zu machen. Dazu wird es viel zu lange dauern, die mit Landminen total verseuchten Gegenden so zu säubern, dass man da gefahrlos langfahren kann. Zurück zu unserer Tour …
Einige Veranstalter führen auch Touren bis nach Nordafrika durch, also im Wesentlichen Marokko, teilweise auch weiter durch Mauretanien bis in den Senegal. Hauptstadt ist Dakar! Ach, da bekomme ich gleich Gänsehaut, wenn ich den Namen höre. Was ist alles mit diesem einem Wort verknüpft. Oder Timbuktu. Einen Hauch von Dakar sollen eben auch diese Jedermann-Rallyes oder Rodeos vermitteln. Und genau darum geht es, also Zielregion ist Nordafrika/Marokko.
Wir sind dort schon etliche Male gewesen, einmal nur kurz in Casablanca ohne Humphrey Bogart, einmal für ne Woche in Marrakesch, einfach begnadet. Dann mal in einem Urlaub in Agadir an der Atlantik-Küste, nix da mit Ride to Agadir. Von wem war der Song noch? Richtig, Mike Batt … und er beginnt mit „Road in the morning“. Ach so, und dann noch mal ne Woche Marrakesch. Da kennen wir uns also richtig gut aus und verlaufen uns auch nicht mehr in den Souks.
Und schon sind wir wieder bei den Autos. Gefühlt eine Million Taxis in Marokko und gefühlt 80% davon Mercedes Taxis, der Rest sind runtergerittene Peugeot, meistens Kleinwagen 206 oder ähnlich. 504er sieht man fast gar nicht mehr, obwohl die Peugeot 504 die früheren französischen Kolonien in Afrika fast über Jahrzehnte geprägt haben. Den hatte ich eigentlich auch in der engeren Auswahl.
Stop. Was sagen die Auswahlkriterien des Veranstalters? Welche Autos fuhren die Teilnehmer früherer Veranstaltungen? Daran kann man sich ja auch etwas orientieren. Ups … maximal 50 PS. Und wenn das Auto mehr als 20 Jahre alt ist, darf es 60 PS haben. Kaufpreis und Kilometer? Keine Vorgaben. Schwierig. Zuerst kam mir natürlich der Mercedes der Baureihe W123 in den Sinn, also die typischen Taxis in Marokko, Gibt es da eigentlich einen mit 60 PS? Ja, aus der ersten Serie den 200D mit 54 PS und wohl den 220 D mit exakt 60 PS aus 1975. Aus der zweiten Serie dann wiederum den 200 D mit dann ebenfalls schon 60 PS. Alle anderen Modelle der Baureihe hatten mehr PS, alle Modelle der Nachfolger-Baureihe W124 hatten auch mehr PS und schieden daher aus.
Und was sagt das Budget? Die Budget-Obergrenze ist allein die Vernunft. Was will man in eine Karre stecken, die ich notfalls vielleicht nur für 1 oder 2 Events nutzen will? Kann man die Karre danach anderweitig nutzen? Kann man/ich sie mit möglichst wenig Verlust oder gar mit Gewinn danach verkaufen? Was sind denn andere ggf. bereit, für solch eine Karre aufzubringen? Lange Rede, kurzer Sinn. Realistisch musste es eine Budget-Obergrenze geben zwischen 6.000 und 10.000 Euro. Ist das viel? Ja, objektiv ja. Aber mit viel weniger sollte man das nicht angehen. Und man sollte eben auch realistisch bleiben. Was sollte in dem Budget enthalten sein? Nur das Auto oder auch die Ausstattung, das Equipment? Also nach meiner Definition alles außer den Kosten der eigentlichen Tour wie Anmeldegebühren, Fähre, Maut, Sprit, Übernachtungskosten, Verpflegung usw. Das wird schwierig, sehr schwierig.
Ja, muss man das denn mit der PS-Anzahl so genau nehmen? Schaut man sich die Videos und Bilder früherer Veranstaltungen an, findet man etliche Autos, die die Regeln definitiv nicht einhalten. Die gab es schlichtweg nicht mit derart wenig Leistung. Ich möchte mich aber an die Vorgaben halten. Zumindest auf dem Papier. Auch wenn ich von Anfang an den 200 D aus der Baureihe W123 im Sinn hatte, gab es denn ernstzunehmende Alternativen?
Natürlich haben wir, mein Freund Resi und ich, darüber nachgedacht. Welches Auto kam denn von der Robustheit und von der Größe her überhaupt in Frage? Als alte Haudegen aus der Bulli-Szene kam uns natürlich sofort der VW T4 in den Sinn. Resi fährt einen T4 mit dem 88PS-TDi und inzwischen über 500.000 km, ich habe einen T4 hochlang, den ich vom ABL-Motor mit 68 PS Turbodiesel auf den ACV-TDi mit gechipt 130 PS umgebaut habe und mit meiner Frau in der Vergangenheit immer wieder zu ausgedehnten Trips und Touren genutzt habe. Den T4 gab es zumindest in der ersten Serie bis Anfang 1996 mit dem kleinen 1,9 Liter Saugdiesel mit 60 PS, Motorkennbuchstabe 1X. Genauso eine Wanderdüne wie der 200 D.
Ich hatte ja im VW-Bus-Bereich schon etliche Bullis aufgebaut, sicher mehr als 10, teilweise richtig geile Teile. Da weiß ich, was etwas kostet. Da weiß ich, was ich an Teilen und Equipment habe, da weiß ich auch, was ich selber machen kann. Und ja, da hätte ich aus dem eigenen Ersatzteil-Bestand das Fahrzeug definitiv für 5.000 Euro komplett reisefertig hinbekommen. Einschließlich Kaufpreis. Für 1.500 Euro bekommt man schon das eine oder andere Exemplar, wo man vielleicht mal die Radläufe und Schweller machen muss, Heckklappe und/oder Schiebetür „neu“. Oder ne Doppelkabine, da kommt mein Spitzname in der Bulli-Szene her. Für den T4 habe ich noch genügend Teile herumstehen. Echt viel. Fahrwerk und Räder hätten wir auch einfach nur umstecken müssen. Im Bus kann man schlafen, dir also das Dachzelt sparen und das gesamte Equipment verstauen. Der ist ja richtig groß im Verhältnis zu den anderen Autos bei der Rallye. Aber sollte das unser Auto werden? Bei konservativer Vorgehensweise ja. Aber es fehlte der Spirit. Mal irgendwas anderes versuchen. Was absolut Authentisches.
Und da waren wir wieder beim Mercedes W123. Es war das einzige Fahrzeug für uns, mit dem wir uns für die Tour uneingeschränkt identifizieren konnten. Das war Afrika, das war Marokko. Da kann jeder um die Ecke in einer alten Schmiede die Karre wieder zurecht dengeln, wenn etwas kaputt geht. Da brauchst du nicht zig Kilo an Ersatzteilen mitnehmen, nur das nötigste, um den Grundängsten zu begegnen. Ok, die Auswahl stand. Es sollte also ein Mercedes Benz W123 werden mit der Motorisierung als 200D in der neueren Version mit 60 PS. Also neu heißt hier, dass das Auto zwischen 40 und 45 Jahren alt ist, so ungefähr. Dafür könnten sie uns ja eigentlich nochmal 12 bis 28 PS zubilligen. 12 PS, dann könnten wir meinen Lieblingsmotor aus der Baureihe, den 240 D nehmen und 28 PS, damit kämen wir auf insgesamt 88 PS und könnten sogar nach dem 3 Liter Diesel 5-Zylinder schielen. Aber ist nicht.
Plan B? Irgendeinen Ersatzplan? Ja, zwei Benze. Da muss man auch erstmal drauf kommen. Benze kann man schließlich nicht genug haben, sagt meine Frau. Und dann noch im Hintergrund Plan C, das war dann der VW T4 mit dem 1X Motor.
Gesagt, getan. Unmittelbar nach der Anmeldung zur Tour haben wir uns auf die Suche gemacht und sind ziemlich bald fündig geworden, also ich. Das Drama könnt Ihr aber in einem der nächsten Beiträge lesen.