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Europa Africa Rodeo 2024 – Aufbau des orangen Benz W123 (Fahrwerk und Räder)

Nachdem wir im letzten Beitrag gelesen haben, wie ich mir den Komplettum- und -ausbau vorstelle, geht es jetzt an die schrittweise Umsetzung.

Fahrwerk und Räder: Fangen wir damit an. Dann sieht der Benz gleich ganz anders aus und man bekommt eine Ahnung über den Einsatzzweck. Ich hatte mich natürlich intensiv belesen, viele erzählen auch etwas, was sie sie selbst gar nicht ausprobiert haben, machen das denn aber nicht kenntlich. Zum Beispiel der Vorschlag mit den Hinterachsfedern vom W126, der S-Klasse, die in den letzten Jahren parallel zum W123 gebaut wurde. Da wurde null differenziert. Das hat mich dann auch geärgert, weil ich zu einem Fehlkauf veranlasst wurde. Aber der Reihe nach …

Angeblich würden schon die Serienfedern vom W126 die Karosse vom W123 um bis zu 5cm anheben. Bullshit. Ich habe welche gekauft bei Ebay-Kleinanzeigen. Und? Es waren exakt die gleichen, wie ich sie im W123 hatte. Genau die gleiche Anzahl von Windungen, die gleiche Stärke, der gleiche Durchmesser, die gleiche Länge. Richtig wäre es hingegen gewesen, einfach nur das Schlechtwegefahrwerk vom W123 zu nehmen. Die Federn sind tatsächlich etwas länger, ungefähr 1 ½ Windungen mehr und gefühlt auch etwas härter. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass sie neu waren.

Dazu dann die anderen Gummispacer bzw. Federaufnahmen. Bitte achtet auf die Anzahl der Gummi-Nupsies oder wie die Dinger heißen. 4 ist die richtige Anzahl, das ist dann auch das Maximum, was es von Mercedes zu kaufen gibt. Die Hinterachsfedern plus Spacer bringen schon einiges. Ich werde es mal ausmessen, kann das aber letztlich nur zusammen mit den Rädern machen, weil ich die jetzt nicht teilweise zurückbauen werde, um nen Foto zu machen. Vorne reichen die Serienfedern in Kombination mit den Spacern mit 4 Nupsies. Der Benz kommt da schon merklich höher und erhält eine leichte und gewollte Keilform, er hängt hinten einfach nicht mehr so in den Seilen.

Wahrscheinlich gibt es tatsächlich noch zig andere Lösungen, aber wenn ich für überschaubares Geld eine sehr gute Lösung hinbekomme, dann mache ich das doch und suche nicht nach anderen, die im Zweifel kaum besser sein können. So wie die Empfehlung, die Federn heiß zu machen und einfach längen zu lassen. Tolle Wurst. Die Marokkaner machen das tatsächlich so in ihren Schmieden. Plus selbst geschnitzte Gummispacer und deutlich größere Räder. Ja, da kann man dann 10 cm mehr Bodenfreiheit rausholen … und in nullkommanix die Antriebswellen schrotten.

Wichtig ist hingegen wieder, dass man auch auf 15 Zoll Felgen umrüstet. Da habe ich mir gleich 1 Satz Alus von ner A-Klasse besorgt, ohne groß nachzudenken. Den gab es billig, keine 100 Euro. Nen Satz 16-Zöller hatte ich auch noch rumliegen von ner S-Klasse W220. Den habe ich mal auf einem VW T4 gefahren. Die haben den identischen Lochkreis 5 x 112. Die Zahl 5 steht für die Anzahl der Löcher für die Schrauben und die Zahl 112 steht für den Lochkreis bzw. Lochabstand. 5 x 112 ist eine total häufige Kombination. Es dürfte also nicht so schwer sein, passende Felgen zu finden, oder? Falscher Gedanke. Der Großteil der alten Felgen von VW oder Audi, die den passenden Lochkreis haben, bei denen ist nämlich die Mittenzentrierung zu klein. Standardmaß damals im VW Konzern war 57,1 mm. Mercedes hingegen hatte 66,5 bzw. 66,6 mm. Damit kannst Du easy von Mercedes auf VW, aber nicht umgekehrt umrüsten, die passende Traglast einmal vorausgesetzt. Das schafft uns aber Beschaffungsprobleme, wie Ihr noch sehen werdet. Zunächst einmal konnte ich den Großteil meiner VW- und Audi-Felgen, die ich noch im Bestand hatte, das sind sicherlich 15 bis 20 Satz, quasi gedanklich in die Tonne kloppen. Nicht brauchbar. Na gut, 19- und 20-Zöller vom A6 und vom A8 hätte ich ohnehin nicht genommen.

Die Felgen-Traglast bezeichnet die Belastungsgrenze einer Felge in Kilogramm. Um die passende Tragfähigkeit zu ermitteln, muss die im Fahrzeugschein hinterlegte Achs-Traglast halbiert werden. Im Fahrzeugschein unter Punkt 7.1/ 7.2 findet Ihr die technisch zulässige Achslast je Achse. 2 Räder heißt geteilt durch 2. Beim W123 muss man da nicht so genau aufpassen, der ist leicht wie ein Golf. Also exakt: Bei zulässigen Gesamtgewichten zwischen 1390 kg und 1480 kg werden als zulässige Achslast vorn 920 kg, als zulässige Achslast hinten 995 kg vom Hersteller angegeben. Mit > 500 kg Traglast pro Felge bist Du also immer auf der sicheren Seite. Ich habe noch keinen Prüfer gesehen, der die Räder in einer solchen Konstellation nicht in die Papiere eingetragen hat. Wenn man schon mal dabei ist: Die Zuladung beträgt 520 kg. Beim VW Phaeton hingegen brauchst Du schon allein über 800 kg pro Rad, nur so zum Vergleich. Deswegen sind die Felgen auch immer so schnell aus Ebay raus, weil die für alle T4-Umbauten mit den größeren Motoren die erste Wahl sind. Ne 18 Zoll Champion vom Phaeton mit 255er Reifen, das ist mal ne Ansage für den Bulli. Hatte ich schon öfter.

Warum erzähle ich das? Ihr werdet ohne Ausweichen auf andere Modelle von Mercedes, andere Hersteller oder auf Felgen aus dem Zubehör nicht wirklich was Passendes für den 123er Benz finden und wenn dann nur zu ernsthaft exorbitanten Preisen. Aufbereitete Barockfelgen in 15 Zoll kosten teilweise 4.500 Euro den Satz. Das ist mal ne Ansage. Selbst gebrauchte Stahlfelgen in 15 Zoll mit ET 25 kosten schnell mal an die 400 Euro oder mehr, für Stahlfelgen! Das liegt daran, dass die auch von den VW Bus T3 Liebhabern so gesucht sind. Die hatten serienmäßig 13 Zoll, maximal 14 Zoll. Nur die Synchro T3 gab es auch größer, mit bis zu 16 Zoll. Ja, das muss man sich mal vergegenwärtigen, wo heute nen Polo ab Werk mit 17 oder 18 Zoll bestellt werden kann. Andere Welten. Aber durch die VW Jungs und Mädels erhöht sich natürlich die Nachfrage und damit die Preise.

Ihr seht, da kann man auch wieder zig Fehler machen. Ich auch, obwohl ich das schon ewig mache. Irgendwas ist immer. Ich nehme es mal vorweg: Beim 123er Benz ist entscheidend die Einpresstiefe. Serienmäßig beträgt die ET 25. Danach schaut Ihr auch bitte, nicht weniger und allenfalls geringfügig mehr. Das habe ich bei den 15 Zöllern in den Werksangaben gefunden, die gab es dann auch mit ET 36. Warnhinweis: Ich habe die Freigängigkeit bei ET 36 nicht geprüft. Werde ich noch nachholen, weil es meine Auswahl zumindest bei den Reservereifen erhöht. Ja, man kann das auch mit Spurplatten hinbekommen. Das ist aber zumindest auf der Vorderachse Murks und da stimmt dann nichts mehr. Das braucht man nicht, wenn beim 123er die Lenkung sowieso tricky ist, bis sie passt und für den Einsatzzweck und das gewohnte Fahrverhalten auch passend eingestellt ist. Edit: Hinten funktioniert es mit Spurplatten, vorne nicht einmal damit. Also Finger weg und nehmt gleich ET 25 oder weniger!

Nächste Frage: Felgenbreite. Ich würde bei den 15-Zöllern immer 7 Zoll Breite nehmen, notfalls auch mal 6,5 Zoll. Damit hat der Reifen dann auch eine anständige Auflagefläche. Es geht ja nicht nur um Sand und Schotter, sondern eben auch um etliche Kilometer auf Asphalt. Da bedarf es eines guten Kompromisses. Viele sagen, ja dann nimm doch die Alus vom W124, ja. Das sind dann aber wieder die, die nicht wirklich wissen, wovon sie reden bzw. nicht differenzieren. Da sind wir nämlich wieder bei ner Einpresstiefe von ET44 und ohne Spurplatten schleifen die innen. Jedenfalls kommen sie von der Spurweite viel zu sehr nach innen. Da haben wir 4 cm pro Achse weniger, 2x 20 mm. Das gefällt mir vom Fahrverhalten her überhaupt nicht. Es gibt aber auch welche mit ET 36, die könnten dann passen, wenn meine Recherche richtig ist. Aber bitte, verlasst Euch nicht drauf! Ich habe es nicht ausprobiert im Gegensatz zu den anderen Felgen, die ich beschrieben habe. EDIT: Siehe oben!

Zurück zu meinen 2 Satz Felgen, die ich hatte. Die S-Klasse Felgen vom W220 in 7×16 waren mega leicht, ähnlich wie Magnesium-Felgen. Das wäre meine erste Wahl gewesen. Pustekuchen. Sie hatten ET 46. Und die Felgen von der A-Klasse? Noch blöder, ET 54. Abhaken und ab ins Regal oder wieder Ebay. Bei einstellen meiner Suchparameter 7×15, Lochkreis 5×112, ET 25 und Mittenzentrierung 66,6 hatte ich eine niedrig einstellige Anzahl von Suchergebnissen, alles weit jenseits meines Budgets. Also auf Fehler in den Anzeigen gesetzt. Habe ich früher schon so gemacht, oft mit Erfolg.

Schwupps, nach 1 oder 2 Wochen liefen mir INTRA Felgen über den Weg. Richtig schöne Felgen im Gullideckel-Design, nicht die originalen von der S-Klasse, aber ähnlich. Und sie hatten auch noch Reifen drauf mit anständigem Profil, Winterreifen. Für meine Zwecke erstmal ganz gut. Welche Reifengröße? 205 / 65 /15. Das war ja genau die Größe, die ich mir vorher ausgesucht hatte. Ok, die stehen nicht in der Liste der zugelassenen Rad-/Reifenkombinationen, aber das wäre ja nicht das erste Mal, dass ich das hinbekomme.

Wo lag das Problem? 195/65/15 durftest Du, 205/60/15 wohl ebenfalls, aber eben nicht 205/65/15. Reifenrechner.at angeschmissen. Mit dem mache ich das immer, schon seit Jahren. Du gibst also die höchst zulässige Reifengröße in die erste Zeile ein, dann in die zweite Zeile die gewünschte Größe. Unterschied vorliegend knapp 4cm im Abrollumfang, also hast Du eine Tachoabweichung von 2%, blöderweise in die falsche Richtung, denn der Tacho zeigt Dir dann bei 100 Km/h nur 98 km/h an, ein Totschlagsargument. Aber die anderen haben doch oft auch diese Reifengröße bei den Wüstentouren gefahren oder nicht? Doch, haben sie. Entweder sind sie mit einer nicht zulässigen Rad-/Reifenkombi gefahren in der Annahme, dass die marokkanische Polizei das sicher nicht so eng sehe. Kann man so machen, ist aber blöd. Habe ich auch schon oft genug. Aber da wusste ich zumindest, dass ich nach meinen Erfahrungen die Kombi noch irgendwie eingetragen bekomme, wenn ich die technischen Voraussetzungen nachweise.

Hier also theoretisch die Tachoangleichung. Klar, beim 40 Jahre alten 123er Benz. Da denke ich noch nicht mal drüber nach. Mal sehen, ob es nicht auch anders geht. Was mache ich also? Ausprobieren. Ich fahre mit dem Benz mit den montierten neuen Rädern – für die mithörenden Damen und Herren von der Rennleitung natürlich auf einer abgesperrten Strecke, ein ehemaliges Flugplatzgelände – testweise bis Tacho 100 km/h und lasse 2 Navis parallel mitlaufen mit unterschiedlicher Software. Also unterschiedliche Hardware und unterschiedliche Software. Beide zeigten 97 km/h an, während der Tacho sich exakt bei 100 km/h eingepegelt hatte. Der Tacho „eilte“ also quasi vor, wie man das früher in der „Auto, Motor und Sport“ genannt hatte. Muss ich immer wieder lachen über das Wort „eilte“.

Und das zusätzlich noch bei der Rennschnecke, die tatsächlich eine Beschleunigung von 0 auf die besagten 100 km/h hatte von sage und schreibe 27,4 Sekunden. Und das unter vollständiger Ausnutzung der Motorkraft mit Rennstart, knapp eine halbe Minute. Ich schmeiße mich weg. So und nicht anders prüft es auch der Prüfer vor Eintragung. Also gehe ich das Risiko ein. Ich habe die Reifen ja nicht neu gekauft, sondern sie waren beim Kauf quasi als Verkaufsverpackung dabei. Genauso, wie ich es haben wollte! Und bitte daran denken: Möglichst nicht mit neuen Reifen zum TÜV oder zur DEKRA fahren, wenn man eine größere Kombi eintragen lassen will. Die Hälfte des Profils reicht locker und entsprechend geringer ist dann natürlich auch die Differenz im Abrollumfang.

Jetzt brauche ich noch nen passendes Reserverad und dann muss ich die Räder noch aufhübschen. Na, ist doch klar, die Felgen gehören weiß gepulvert oder lackiert und die Buchstaben und Zahlen auf den Flanken male ich mit oranger Reifenfarbe an. Das sieht dann mal richtig gut aus. Irgendwann im Finish. Aktuell reden wir noch von Grundthemen.

Nach den ersten Erfolgen machen wir uns dann auch mal an das Lampenthema.

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