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Europa Africa Rodeo 2024 – Aufbau des orangen Benz W123 (Das Konzept)

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Ich hatte ja in den letzten Beiträgen so ziemlich viel erzählt über die Auswahl der Autos und deren Abholung. Sind ja mittlerweile 3 Stück, die wir geholt haben. Wie gesagt, meine Frau meint, Benze kann man nie genug haben. Fand ich jetzt nicht witzig. Sie hat es auch eher ironisch gemeint. Zwischendurch gab es auch mal nen kompletten Reset, da unser erster Benz, der rote, einfach nicht mit vernünftigem Aufwand so rallyefertig gemacht werden konnte, dass ich damit hätte fahren wollen, ich andererseits aus gesundheitlichen Gründen einfach die Tour auch verschieben musste. Braucht kein Mensch sowas.

Nachdem wir mit großer Freude und sehr viel Regen den orangen Benz geholt haben, war ich natürlich gespannt, was meine Werkstattleute zu dem neuen Versuch sagen. Schließlich habe ich deutlich mehr investiert und aus früheren Fehlern vielleicht sogar auch gelernt. Hingefahren, hochgehoben, angeschaut. Perfekt. Tatsächlich war unser Befund vor Ort zutreffend. Keinerlei Schweißarbeiten erforderlich, Unterboden, Schweller, Radläufe, alles in Ordnung. Hinterachsaufnahmen ok, sogar die Wagenheberaufnahmen waren wie neu, es steckten sogar noch oder wieder die Gummipropfen drin. Hatte ich mich bei den anderen Benzen schon gefragt, warum das Mercedes damals nicht ab Werk schon gemacht hatte, um die Aufnahmen vor Feuchtigkeit, Nässe und Salz zu schützen. Ok, hatten sie. Nur in 40 Jahren geht sowas halt auch mal verloren … irgendwann. Mal sehen, ob man solche Gummiteile noch als Ersatzteil bekommt. Türen, Motor- und Kofferraumhaube in Ordnung, Chromleisten und Stoßstangen in Ordnung. Ja, die eine oder andere Leiste etwas dämlich angebracht und dabei verbogen. Das bekommt man hin.

Unzureichendes Abtouren, gemeint ist, dass der Motor bei Gaswegnahme nicht sofort die Drehzahl vermindert, sondern verzögert weiter höhertourig läuft, lag wie auch schon bei anderen Benzen schlichtweg am Gasgestänge. Da hatten sich einige Plastikteile etc. über die Jahre verabschiedet, die ergänzt bzw. erneuert gehörten. Alles nichts Wildes. Zentralverriegelung ohne Funktion. Da muss man einfach mal die Unterdruckschläuche prüfen und/oder den Unterdruckschalter in der Fahrertür. Irgendwo war da was defekt oder undicht. Das konnte nicht so schwer sein, das zu reparieren.

Was war noch? Ja, die Lenkung, die war unterirdisch. Entweder Lenkgetriebe Einstellung und/oder die China-Reifen. Dann bläute er aus dem Auspuff beim Kaltstart. Ach ja, dann noch ein anderes Lenkrad und die beabsichtigte Höherlegung, Scheinwerfer tauschen die Breitbandscheinis in die Ochsenaugen (Doppelscheinwerfer), den Hintergrund schwarz gemacht. Sieht cooler aus. Ich hatte noch HELLA 3000 FF, die richtig großen originalen Rallye-Scheinwerfer von HELLA. Die haben glaube ich in Deutschland keine Zulassung. Ich habe sie aber auch an meinem T4 hochlang dran, allerdings mit den typischen schwarz-weißen Kappen im HELLA-Design. Einfach nur Kult.

Meine Liste im Kopf wurde immer länger. Ich springe mal von außen nach innen und zurück. Sitzausstattung sollte komplett raus, anstatt der Rückbank sollte ein Gestell verbaut werden, in dem ich 1 oder 2 Kühlboxen, eine Ecoflow Delta für die Stromversorgung platzieren konnte. Das Gewicht sollte auch möglichst vor die Hinterachse kommen und nicht tief im Kofferraum. Hat was mit dem Fahrverhalten zu tun. Apropos Fahrverhalten: Größere Räder in 15 Zoll mit 205/65/15 Winterrädern wegen des Profils oder sogar klassische Schotterreifen von FEDIMA. Ich weiß es noch nicht.

Motorhaube, Grill, Stoßstangen und Kofferraumhaube sollten schwarz matt lackiert werden. Dazu nicht die Originalteile verhunzen, sondern extra Teile besorgen. Zustand egal, sie sollten ja ohnehin schwarz. Innen mussten noch 12V Lüfter verbaut werden, Platz und Anschlüsse für etliche Ladegeräte im Bereich Tablet für die Navigation, 2 Mobilphones, Fotokamera, Fahrkameras / Dashcams und illegalerweise 2 Funkquetschen etc. geschaffen werden, damit wir unterwegs auch mit den 2 Autos kommunizieren können. Dazu musste vorher die Mittelkonsole raus, weil ich die nicht zerschneiden und zerlöchern wollte. Resi hatte da schon Ersatz besorgt aus einer Schrottkarre. Außerdem hatte ich ja auch noch die Konsole und den Teppich aus dem roten Benz, alles in schwarz und in gutem Zustand.

Apropos schwarz: Die neuen gebrauchten Sitze aus einem R170 SLK hatte ich auch schon besorgt. Ursprünglich sollten die ja schwarz/rot sein wegen des roten Benz. Ja, ja, das Farbkonzept ist mir wichtig. Glücklicherweise hatte ich die Sitze dann aber nur in schwarz bekommen, das passt zu orange. Die Sitzflächen waren gerissen. Bei dem Geld für die Sitze interessiert mich das nicht. Technisch waren die top. Da klebe ich Flicken aus Kunstleder drüber und die suche ich mir in orange. Mal sehen, ob ich die SLK Sitze in den 123er Benz reinbekomme. Bislang ist mir das ja beim T4 immer gelungen. Da habe ich wirklich zig Mal Audi S-Line Sitze verbaut, entweder vom A6 oder auch vom A4. In anderen Autos waren sogar alte A8 Sitze verbaut. Zum Schluss bin ich dazu übergegangen, Passat-Sitze zu nehmen, die hatten nicht so hohe Seitenwangen. Wenn das geht, muss es auch mit den SLK Sitzen klappen. Sitzschienen mit Auflagen hatte ich in Reserve aus einem Schrottbenz.

Zurück zum Strom-Konzept: Bei der EcoFlow handelt es sich um eine mobile Power-Station. Sie funktioniert im Prinzip wie eine Powerbank für´s Mobilphone, nur viel größer. Die Kapazität wird mit 1.024 Wattstunden angegeben. Von den Auto-Batterien kennen wir die Angabe in Ampere-Stunden. Wenn ich richtig aufgepasst habe, muss man die Wattstunden einfach durch 12 teilen (12 Volt) und erhält die Amperestunden, abgekürzt Ah, vorliegend also etwa 85 Ah. Das ist viel, richtig viel. Sie wiegt dabei nur 12 kg. Das wiederum ist im Vergleich zu einer Blei-Säure Batterie mit über 20 kg sehr wenig, auch GEL-Batterien sind kaum leichter. Und jetzt kommt es: Diese EcoFlow Power-Station kannst Du über Landstrom in etwa 50 Minuten von 0% auf 80% aufladen, noch ne Stunde mehr und du bist bei 100%. Unschlagbar. Keine andere Power-Station schafft das auch nur ansatzweise und eine normale Batterie schon mal gar nicht.

Die EcoFlow Delta kostet Geld, echt nicht wenig Geld. Die hatte ich mir im letzten Jahr schon im Sale gekauft für unter 1.000 Euro. Das war es mir aber Wert. Denn die Vorteile hatte ich schon angedeutet. Aber der eigentliche Grund für meine Entscheidung war, dass ich in unserem VW Bus die komplette Stromsäule, bestehend aus 100 Ah GEL-Batterie, Ladegerät und 230 V Wechselrichter rein Sinus bis zu 1.800 Watt, Spitzenleistung kurzfristig bis zu 2.700 Watt für Anlaufstrom, rausschmeißen konnte. Die GEL-Batterie lag in den letzten Zügen und wir konnten unterwegs nur noch 3 oder 4 Kaffee aus der 230V Tassimo Kaffeemaschine ziehen, ohne dass es gleich piepte. Das sollte mit der EcoFlow alles der Vergangenheit angehören.

Wir wollten auch während des Europa-Afrika-Rodeos nicht auf Kaffee aus der Maschine verzichten, notfalls eben auch unterwegs. Vielleicht bekomme ich ja noch ne Maschine in apricot-orange, passend zum Benz. Langsam kapiert Ihr, wie ich ticke. Geil ist zudem, dass man die EcoFlow nicht nur ganz normal an der Steckdose aufladen kann, sondern das geht auch über Solarpaneele und während der Fahrt über den Zigarettenanzünder. Das muss ich also direkt von der Batterie mit ausreichend dickem Kabel plus Absicherung verlegen. Brauche ich noch nen FI-Schalter? Ich weiß es nicht. Soll Bosch entscheiden, wo ich das alles machen lassen werde. Die haben das schon bei meinem letzten T4 gemacht, ich muss das nicht alles können. Und wenn mir die Karre abfackelt, weil ich es selber gemacht habe, habe ich auch geloost. Schuster, bleib bei deinen Leisten. Ich kann ne Menge, aber eben auch ne Menge nicht.

Also auf das Stromkonzept war ich echt gespannt, ob das in der Praxis so funktioniert, wie ich es mir ausgedacht habe. Schließlich sollte ja nicht nur die Kühlung mit bis zu 2 Kühlboxen darüber laufen, sondern abends ggf. auch der Grill, die Kaffeemaschine, die Induktionskochplatte usw. Wenn ich also abends nicht unbedingt Landstrom bekomme, in Marokko haben sie wohl überwiegend die gleichen Stecker wie wir hier in Deutschland, jedenfalls sind die kompatibel, muss tagsüber maximal über die Lichtmaschine während der Fahrt geladen werden. In meinen Bullis hatte ich in der Spitze Lichtmaschinen mit bis zu 150 Ampere, in der Regel aber immer mindestens 120 Ampere. Was hat der Benz? 55 Ampere! Echt jetzt? Das fühlt sich wenig an. Manchmal gehe ich ja nach dem Motto vor „Viel hilft viel“. Und das wollte ich hier ja eigentlich auch. Also erstmal schauen, ob es irgendwie aus nem Leichenwagen-Umbau oder so ne größere passende Lichtmaschine gab. Schließlich brauchen die ja Kühlung und damit Strom für die Ladefläche mit den Särgen.

Ich weiß, wovon ich rede. Ich hatte auch mal nen Leichenwagen. Einen Chevy Caprice Classic Station Wagon aus 1984, 5,60m lang und hinten eine gekühlte Ladefläche. Den fanden meine Kiddies geil, damit habe ich sie zum Kindergarten gefahren und sie konnten beide vorne sitzen auf der 3er Sitzbank neben mir. War schon cool. Fand meine Frau nicht. Ist aber mal ne eigene Story, die ich jetzt nicht vertiefen will, sonst zerfleddere ich mich wieder.

Also Lichtmaschinen für den 123er Benz gab es wie Sand am Meer. Der Großteil tatsächlich in 55 Ampere. Einige habe ich aber auch mit 65 Ampere gefunden, eine hatte wohl auch 70 Ampere. Eine. Das muss ich nicht machen. Irgendwie sollte es ja so sein, dass ich auch mal nen Ersatzteil dafür bekomme. Das wird nie was, wenn ich irgendeinen Exoten da verbaue. 20% mehr Leistung der Lichtmaschine als original ist schon mal nen Wort. Das mache ich. Und die 55 Ampere als Ersatzteil mitnehmen auf die Tour? Erstens geht erfahrungsgemäß sowieso nicht das Teil kaputt, was man als Ersatzteil mitführt und zweitens bekommt man so ein Ersatzteil easy an jeder Ecke. Unnützes Gewicht. Ab ins Regal. Ich muss jetzt langsam mal neben den 2 Dutzend T4 Regalen auch mal ein Benz-Regal anfangen …

Ach, hatte ich Euch eigentlich schon von meinen Scheinwerferschutzgittern erzählt? Da hatte ich mir was einfallen lassen. Aber erstmal: Wofür brauchen wir die? Fährst Du hinter anderen Autos auf Straßen mit Steinen und Schotter her, die insbesondere hinten keine Schmutzfänger montiert haben, bist Du der volle Looser. Dir spritzen die kleinen und großen Schottersteine nur so gegen dein Auto. So groß kann Dein Abstand gar nicht sein. Neben der Windschutzscheibe, die Du kaum schützen kannst und der Motorhaube, hauen Dir die Steine voll in die Front. Als erstes gehen die Scheinwerfer kaputt, die beim Benz noch aus Glas sind. Früher hat man deswegen da Kreuze mit schwarzem Klebeband draufgemacht. Das war der Grund, muss man wissen. Das sieht nicht nur cool aus, das hatte Sinn. Ich hatte also keine Lust, mir die schönen Scheinwerfer kaputthauen zu lassen. Ich habe mir also Scheinwerfergitter besorgt. Googelt man das, findet man 1 oder 2 Bilder von alten Rallyeautos und dann noch spezielle Gitter für den Land Rover für 80 Euro, mehr nicht. Also habe ich nach langem Suchen Kuchengitter bzw. Auskühlgitter bei Amazon gefunden, also diese Gitter, auf denen man heiße Backwaren oben auf der Küchenplatte oder dem Balkon zum Abkühlen hinstellt. Die sind viel kleiner als Kuchenbleche. Ideal. Ich habe mir da nen 4er Pack bestellt, knapp 15 Euro, das geht. Und die Gitter passten von der Größe her ideal vor die Scheinwerfer des Benz. Müssen nur noch mit ein wenig Abstand montiert werden. Perfekt.

Und da waren noch die Hauben vorne und hinten. Vorne wurden die bei Rallyeautos früher sehr oft schwarz mattiert, damit sich die nicht in der Frontscheibe spiegelt. Auch hier ein sinnvoller Grund und nicht nur, weil dann der Commodore GSE von Opel geiler aussieht. Außerdem machen mir dann die Steinschläge nicht so viel aus. Kampfspuren. Nach der Rückkehr kommt wieder die perfekte orange Haube drauf.

Wie ging es weiter? Klappt die Umsetzung des Konzeptes? Das und noch viel mehr lest Ihr in den nächsten Beiträgen.

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