On Tour

Mit dem VW T4 plus Pferdeanhänger nach Polen – Teil2

Nachdem die Rückfahrt gänzlich unfreiwillig eine ganz eigene Geschichte geworden ist, mag diese auch einen eigenen Beitrag bekommen:

Und die Plätze mit den LKW und sonstigen Wohnmobilen leerten sich. Wer nicht aus dem Quark kam – meine Tochter. Ich ziemlich angepis..t. Aber was will man machen. Irgendwann sind wir dann auch gestartet. Und sie chattete und youtubte und vergaß dabei, mir rechtzeitig die letzte Tankstelle zu sagen, wo man das „Viatoll-Gerät“ auslesen und wieder abgeben konnte, Kaution im Eimer oder wann komme ich nochmal nach Polen mit Anhänger? Ich werde das alles mal googeln. Es war ja am vergangenen Wochende richtig gutes Wetter, auch in Polen. Also Klimaanlage an. Es fing an zu riechen und eine richtige Kühlung kam auch nicht mehr. Es kam, wie es kommen musste. Geräusche aus dem Bereich des Vorderwagens und der Versuch, doch noch eine Tankstelle vor der Grenze anzufahren, um das Gerät zurückzugeben und noch ne Stange Zigaretten zu kaufen, veranlassten mich, die letzte Ausfahrt vor der Grenze abzufahren, direkt auf eine Tankstelle und LKW-Rastplatz. Motorhaube auf, im Leerlauf weiter laufen lassen. Und dann sah ich den Salat: Klimakompressor fest, Keilrippenriemen beim Zusehen gerissen. Motor natürlich sofort ausgestellt. Ende der Weiterfahrt. Und das Ganze in Polen mit Anhänger und Pferd. Herzlichen Glückwunsch!

Als erstes hat meine Tochter eine Pferde-LKW-Fahrerin angefunkt, die wir zuvor überholt hatten und die ihre Pferde im gleichen Stall stehen hat, wie wir neuerdings auch unser Pferd. Positionsmitteilung per GoogleMaps. Die auch gleich reagiert, mit GoogleMaps direkt zu uns navigiert. Parallel dazu ich ADAC Notruf. „Wo bitte haben Sie die Panne?“ fragte mich eine Computerstimme. Ich: „Polen, du Schnecke!“ gebrüllt. Hat sie tatsächlich verstanden und mir die „Schnecke“ ersichtlich nicht übel genommen. Polnische Warteschleife … und Schleife … und Schleife … und Ansagen auf polnisch … und Schleife. Und irgendwann ging jemand dran und sprach deutsch. Ich ihm die Positionsdaten als GPS-Koordinaten übermittelt. Bis ich ihm erklärt hatte, was ich hatte und was ich brauche … ok. Muss man Verständnis haben, ganz viel, richtig ausgesprochen viel Verständnis. Hatte ich, echt! Während wir sprachen, bog „unser“ Rettungs-LKW auf den Parkplatz an der Tanke ein. Ok, damit hatten sich die Probleme gleich krass reduziert. Zossen abgeladen, Anhänger an den LKW umgehängt. Zossen wieder aufgeladen. Tochter umgeladen, Klamotten umgeladen und herzliche Verabschiedung. Glücklicherweise hatte sie am LKW sowohl ne LKW-Kupplung als auch ne PKW-Kupplung. Ja, aber da war noch die Frage des Führerscheins. Problem. Meine Tochter hatte den BE, also PKW mit Anhänger bis 3.500kg. Ihre Reiterfreundin hatte wohl einen der Klasse C. Jedenfalls LKW über 7,5 t, aber Anhänger nur bis 750 kg oder so ähnlich. Der Pferdeanhänger hat aber 2.500 kg. Trotzdem umgehängt. Sollte das Pferd in Polen bleiben oder der Anhänger mit E-Fahrzeugen für 1.700 €, unverschlossen? Never. Also Verabschiedung mit Anhänger.

„Es wird Sie gleich unser Partnerunternehmen aus Görlitz anrufen.“ Jau dachte ich. Das kann ja dauern. Tat es aber nicht: Problem geschildert. Aber schickt mir jetzt nicht irgend so einen Pannenhilfsjogi. Ich weiß selbst, was kaputt ist. Also LKW mit Auflieger. „Wie hoch ist denn ihr Fahrzeug?“ Na was in den Papieren steht, stimmt nicht so ganz. Höher gelegt und Dachspoiler, wie kann man auf nen hochlang bloß nen Dachspoiler montieren? Ok, ich schätze mal 2,55m. „Das wird aber eng!“ „Wieso?“ „Na ja, wegen der Brücken, Durchfahrtshöhe. Ich schicke Ihnen besser einen mit Brille.“ „Hä?“ „Nein nicht den Fahrer, einen mit Abschleppbrille.“ „Lassen Sie den Quatsch sein und schicken mir einfach einen normalen Abschlepper, auf den auch nen VW Bus mit langem Radstand drauf passt.“ „Wie lang ist denn der Bus?“ „Na ja, das was in den Papieren steht, stimmt nicht so ganz. Ist in Wirklichkeit 10-15cm länger wegen Umbau auf langen Vorderwagen.“ „Was ist das denn?“ „Egal, schicken Sie einfach einen, auf den auch nen Sprinter drauf passt.“ Gesagt getan. Es kam einer mit Auffahrbühne und Brille. Brücken mit begrenzter Durchfahrthöhe gab es natürlich auch nicht. Wieso also hat er mir diese dämlichen Fragen gestellt? Egal. Ab nach Görlitz. Was machen wir jetzt? Ich hatte parallel schon meinen Kollegen angerufen. „Mach Dich mal bereit für ne Nachtfahrt. Du fährst hin, ich zurück. Ich habe ohnehin genug Adrenalin. Nimm den Q7, ich muss den ganzen Schnodder aus dem Bus noch umladen.“ Ich sehe auf dem Hof nen ADAC Clubmobil … Unter welchen Bedingungen kann ich das kriegen? „Mit nem defekten Keilriemen ganz sicher nicht, der kostet ja nur nen Fuffi. Da bekommen wir keine Freigabe.“ Sollte ich etwa da jetzt in ner Pension mit stundenweisem Betrieb aus dem Nachbarland übernachten und dann Maulaffen feilhalten, bis sie den Keilrippenriemen (so heißt der wohl) bestellt und eingebaut haben? Na ja, wir haben dann einige politische Ansichten ausgetauscht im AFD-Land. War gar nicht so einfach. Wir waren doch recht konträr. Nicht gerade förderlich für die Einsichten in die Notwendigkeit eines Anrufes zur Freigabe des Clubmobils. Aber es spielte ohnehin keine Rolle. Geschlagene 80 Minuten haben wir in diversen Warteschleifen verbracht, bis wir endlich jemand am Rohr hatten. Ab 18.00h ist Barcelona für das gesamte Ausland zuständig. Es wäre vielleicht besser gewesen, ich hätte den Bus noch die fehlenden 2-3 km bis zur Grenze nach Deutschland geschoben oder ziehen lassen.

Freigabe erteilt! Endlich. Anmieten durfte ich das Clubmobil nicht. „Der gehört nicht uns. Den dürfen wir nur an Clubmitglieder im Schadenfall abgeben und auch erst nach vorheriger Freigabe.“ Nur für den Fall, dass jemand auf die Idee kommt, ich hätte den doch anmieten können. Geht eben nicht. Nicht für Geld und gute Worte. Ich also … nein erst habe ich gefragt, ob es denn jetzt wirklich nen Opel sein muss … im Tiefflug auf die Bahn, bei 190 war irgendwie Schluss. Bis mir einfiel, ist ja kein T4, also etwas jünger. Hat bestimmt nen 6-Gang-Getriebe. Jepp. War so. Aber trotzdem nicht schneller. Nach langem Anlauf waren es dann auch Strich 200 und Berg runter auch mal mehr. Dauervollgas. In Sangerhausen auf der A 38 musste ich nachtanken. Seit wann verbaut Opel 25l-Tanks? Waren irgendwie dann doch mehr. Meine anderen Heimfahrer hatten sich entschieden, wegen Sperrung und 15km Stau auf der A38 weiter auf der A4 zu bleiben. Tolle Entscheidung. Höhe Erfurt Polizeikontrolle. Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte. Ihr Rücklicht ist defekt. Was für ne Sche..sse. Wenn es kommt, kommt es richtig. Ich den Anruf bekommen, während ich an der Tanke war. Menno, weiter seid ihr noch nicht? Hätte ich auch die A4 genommen, wäre ich in 3 Minuten da. Habe ich aber nicht. Anderes Ende von Thüringen. Mit Engelszungen geredet, was sie denn von einer mündlichen Verwarnung halten und so. Quasi übergesetzlicher Notstand usw. Sehr verständnisvoll, aber in Thüringen würde Fahren ohne Fahrerlaubnis nicht mit einer mündlichen Verwarnung geahndet. Ebenso wie im Rest der Republik. Weiterfahrt wird untersagt. Ende der Durchsage. Das Rücklicht war natürlich nicht defekt, nur die Kontakte in der AHK-Dose waren etwas korrodiert. Einmal rein und raus oder umgekehrt und alles war prima.

Hatten die Hüter der Ordnung ja Recht. Was machen? Zossen kann man ja nicht auf der Autobahnraststätte umladen. Wenn der durchgeht, na Mahlzeit. Ich den Herren Ordnungshütern eindringlich vor Augen geführt, dass sie im Wege der Gefahrenabwehr die jungen Damen zur nächsten Abfahrt und dort zur nächsten Tanke oder Parkplatz begleiten sollen, damit das Pferd gefahrlos abgeladen werden kann. Auf dem LKW war noch eine kleine Ponybox frei, die stand mit Fahrrädern und anderem Gerümpel voll, was man halt so auf Turnieren braucht. Unser Pferd hat aber ein Stockmaß von über 180 cm, also knapp nen halben Meter mehr als ein Pony. Der arme …

Die also das Pferd erneut umgeladen, meine Tochter abgeladen, ihr Equipment / Klamotten wieder ausgeladen. Die Fahrräder und das andere Gerümpel in den verwaisten Pferdeanhänger eingeladen und Papa im Tiefflug / Drift von Sangerhausen nach Hause. Der arme Opel. Dort schnell umgesattelt auf Q7 mit Anhängerkupplung und dann den bisherigen Rekord nach Erfurt geknackt. Ich werde ihn nicht benennen, ich bin ja nicht blöd. Aber da saß dann das Häufchen Elend auf der Anhängerdeichsel zwischen ihren Taschen … Angekoppelt und ab nach Hause. Das hat exakt doppelt so lange gedauert. Danke fürs Zuhören. Dem Pferd geht es gut. Muss man aber wirklich nicht jeden Tag haben.

Edit: Ich schulde noch das strafrechtliche Ende der Story: Ich habe mich sehr bemüht, Anklage und notwendigerweise Verurteilung konnten vermieden werden. Einstellung gegen Zahlung einer Geldbuße, die sich die beiden geteilt haben. Tat beiden mal richtig weh. Ich habe zwar die zulässige Maximalanzahl von 3 Fachanwaltstiteln, aber der für „Zauberei“ ist nicht dabei.

Tags: On Tour

Mehr Beiträge

Ähnliche Beiträge