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Lancia Ypsilon – Nummer 5 lebt!

Wenn ich von einem bestimmten Automodell überzeugt bin, kann es durchaus passieren, dass ich davon für die verschiedensten Zwecke auch mal mehrere Autos kaufe. Meistens handelt es sich natürlich um ältere Modelle, man kann ja schlecht von einem Porsche 911 Carrera S überzeugt sein und dann davon 6 Stück kaufen. Ich jedenfalls nicht. Früher ging mir das so mit VW T4 und Golf 1 Cabriolet. Es gab Zeiten, da konnte man die ab 500 € kaufen. Und das habe ich auch. Irgendwann einmal habe ich entschieden, dass der VW Phaeton ein extrem unterbewertetes Modell ist, extrem zuverlässig und vom Preis-/Leistungsverhältnis her unschlagbar. Das, was da kaputt gehen kann, habe ich relativ gut im Griff, obwohl die Luftfederung und das Navidisplay ein Quell permanenter Freude sind. Die Motoren jedenfalls (ob der 3.0 TDi von Audi oder der VR6 bzw. R32 Benziner) sind ganz weit vorne, der 3.0 TDi ist einer der besten je gebauten Dieselmotoren weltweit. Ein defektes Automatik-Getriebe ist dann aber umgekehrt sehr häufig das Todesurteil des Fahrzeuges.

Aber ich wollte ja etwas über den Lancia Ypsilon (Typ 843) erzählen. Der ist im Segment der Kleinwagen außerordentlich unterschätzt und daher oft sehr preiswert zu bekommen. Der Nachfolger des Lancia Y wurde von 2003 bis 2011 hergestellt und auch in Deutschland verkauft. Entgegen landläufiger Vorurteile konnte man dem Auto nicht zuhören, wie es im Stand rostete. Das war der Alfasud, aber man ist ja mit Vorurteilen immer ganz schnell dabei. Die Italiener können Kleinwagen bauen wie kaum ein anderes Land. Stelle ich einen VW Polo aus dem gleichen Baujahr daneben oder gar einen Franzosen, merkt man erstmal die Unterschiede. Beim Design scheiden sich die Geister: Während die einen den Ypsilon als hässliches Entlein verspotten, loben ihn die anderen in den Himmel. Mit der Mehrzahl einer internationalen Jury aus 200 Automobil-Designern und Design-Studenten, er erhielt – in der Kategorie der Kompaktwagen – den European Automotive Design Award 2004, sehe ich ihn als Design-Ikone aus dieser Zeit. Jahrelang konnte sich der Lancia Ypsilon an der Spitze der italienischen Zulassungsstatistik behaupten, fast ausnahmslos von Frauen gefahren. Und die italienischen Frauen haben unbestritten einen herausragend guten Geschmack. Bei manchen erhielt er u.a. wegen der schmalen hochgezogenen Rückleuchten den Spitznamen „Mini-Maybach“.

Ich habe ihn immer schon gemocht. Irgendwann habe ich bei einem befreundeten Autohändler einen Lancia Ypsilon mit weit über 200.000 km irgendwo hinten in der Ecke des Hofes stehen gesehen. Bicolor-Lackierung in elfenbein/braunmetallic, beige-farbene Innenausstattung,  muss man mögen. War jetzt nicht so meine erste Wahl, aber irgendwie stimmig. Rost war null Thema, dafür war wie bei vielen Autos aus dieser Zeit der Klarlack auf der Metallic-Lackierung abgeplatzt. Fahrersitz ließ sich nicht mehr umklappen, Scheinwerfer blind, etliche Warnlampen leuchteten, Zweitschlüssel fehlte usw. Aber er sprang auf die erste Schlüsselumdrehung an und hatte noch volle Kompression auf allen Zylindern. Ich habe ihn dann fertig gemacht und zugelassen, so als Spielauto, natürlich nicht, um mit diesem irgendein Alltagsfahrzeug zu ersetzen. Als ich den Artikel begonnen habe, waren es 5 Lancia Ypsilon – deswegen Nummer 5 lebt! Inzwischen sind es 7. Andere kaufen Ohrringe bei QVC, HSE24 oder Juwelo.TV.

Na ja, dann sollte man vielleicht doch mal einen Zweitschlüssel nachfertigen lassen. Blöd, wenn der Hersteller seit Jahren nicht mehr am Markt ist und es praktisch keine autorisierte Werkstatt mehr gibt. Aus dem Zubehör war gar nichts zu bekommen. Also irgendwann doch eine Ex-Werkstatt aufgetrieben. Kosten Zweitschlüssel ohne Fernbedienung: Über 300 €. Krass. To be continued …

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