On Tour

Auf dem Weg in die E-Auto-Zukunft (Audi e-tron S)

Nachdem meine Kollegin Danuta Eisenhardt wieder einmal Vorreiterin war, indem sie einen Audi e-tron 55 als Dienstfahrzeug geordert hatte, ich andererseits mit meinem geliebten Audi A8 an der Ampel in Göttingen gehäuft verliebte Blicke von anderen Autofahrern vornehmlich arabischer Provenienz geerntet hatte, war es mal wieder Zeit, an ein anderes Auto zu denken. Ich verschone Euch mit den Irrungen und Wirrungen meines Auswahlprozesses. Letztlich habe ich mich ebenso für einen Audi e-tron entschieden, aber aus Versehen in der S-Variante, weil es nur den in der von mir gewünschten Optik einschließlich der Mega-Farbe ipanemabraun-metallic gab. Sommerräder in 22 Zoll und Winterräder in 20 Zoll. Kann man jetzt nicht wirklich als sinnvoll ansehen bei einem E-Auto. Die Teile sind so schwer, dass man sie kaum heben kann.

Im Hause Audi sind die S-Modelle traditionell – wie sage ich es – mit einer saustarken Motorisierung und einem extrem fahraktiven Fahrwerk verbunden. Passt ganz gut zu meinen Vorlieben. Das hat alles natürlich seinen Preis, indem man quasi zuschauern kann, wie die ohnehin nicht gerade üppige Reichweite in den Keller geht. Unter 30 kw/h auf 100 km geht da gar nichts. Das ist viel. Und ich rede jetzt nicht über die Ausnutzung der maximalen Leistung von bis zu 503 PS bei einem max. Drehmoment von knapp 1.000 Nm. Irre. Muss man das haben? Nicht wirklich. Aber „haben“ hat schon immer von „haben wollen“ befreit.  Das voluntative Element ist bei dem Auto schon ziemlich groß.

Der e-tron ist insbesondere in der S-Variante ein absoluter Hingucker. Und das gilt für außen wie auch für innen. Das überbrückt den Abschiedsschmerz vom Verbrenner ziemlich schnell und ziemlich krass. Leider wurde dieses absolute Highlight-Fahrzeug durch verschiedene Menschen und Entscheidungen tot gemacht. Unter anderem hat ein Bundesfinanzminister mit seiner vollkommen überholten Austeritätspolitik eine aufstrebende E-Auto-Industrie mit seinem plötzlichen Stopp der Förderung an den Rand des wirtschaftlichen Überlebens gebracht, was aktuell dazu geführt hat, dass der Bau des Audi e-tron eingestellt wurde und das eigens dafür gebaute und vollkommen CO²-neutrale Werk in Brüssel nunmehr geschlossen wird. Zum anderen sind Entscheider in der Autoindustrie viel zu lange den exorbitanten Margen in China mit dem Verkauf von Verbrenner-Autos nachgehechelt und haben arrogant zugeschaut, wie mit deutscher Technik im Rahmen von Joint-Ventures die chinesische Autoindustrie die gesamte westliche Autoindustrie in wenigen Jahren in den Schatten stellen konnte. Sie haben zugeschaut, wie marode Unternehmen mit tollen Marken (MG Rover, Volvo) abgewandert sind und heute mit Macht zurück auf den europäischen und US-amerikanischen Markt drängen. Und das sehr erfolgreich mit guter Qualität zu wirklich günstigen Preisen. Protektionismus wie von dem designierten Präsidenten der USA angekündigt, macht dagegen null Sinn.

Ich bin aber zuversichtlich, dass diese aktuell schmerzhafte Lektion gelernt wird und sich insbesondere die deutsche Automobilindustrie auf ihre Stärken besinnt. Und die liegen nach wie vor im Design, im Bereich der Fahrwerkstechnik, der Qualität im Fahrzeugbau insgesamt. Und das merkt man im Vergleich mega deutlich. Apropos Preis: Ich halte im Moment ein antizyklisches Kaufverhalten für das Gebot der Stunde. Die Preise gebrauchter E-Autos sind im Parallelflug zu der Nachfrage in den Keller gerauscht. Wo sonst bekommt man ein 2 Jahre altes Auto mit gerade einmal 26.000 km aus der absoluten Oberklasse für 60% unter Neupreis?

Und meine Erfahrungen dazu? Ich würde es immer wieder machen. Die Vielzahl der elektronischen Gimmicks der chinesischen Autos brauche ich nicht. Sie sind störend, lästig und teilweise regelrecht ärgerlich, insbesondere wenn man die Assistenzsysteme nicht ausschalten kann und diese durch super nervige Eingriffe ins Lenkrad mittels sog. Spurassistenten regelrecht gefährlich sind oder man sich in Anbetracht permanenter Warntöne unterschiedlicher Tonart und Lautstärke mitten in einen Flipperautomaten der 80er Jahre versetzt fühlt. Wenn man das im Audi e-tron ausstellt – hier insbesondere den Spurassistenten -, hat man ein Fahrzeug von den Fahrleistungen und vom Fahrverhalten her, dass es mit einem Großteil an Sportwagen locker aufnehmen kann. Das ist angesichts des Fahrzeuggewichtes durchaus sehr positiv überraschend. Da tun sich in der Tat Welten auf an Unterschieden, die den „Normalbürger“ im Straßenverkehr aber nicht wirklich interessieren. Von daher wird die deutsche Automobilindustrie nicht umhin kommen, signifikant mehr bezahlbare Fahrzeuge anzubieten, die zugleich über eine konkurrenzfähige Reichweite verfügen und auch von der Software her „oben mitspielen“ können. Dieser fast schon peinliche Rückstand scheint sich aktuell im Aufholprozess zu befinden, auch wenn es durch Zukäufe von Unternehmen geschieht.

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